Beiträge von MammaMia

    Hallo! Ich habe hier zwei Aufgaben bearbeitet und bevor ich diese abschicke möchte ich gerne ein paar Kommentare und Verbesserungen haben! Vielen Dank im Voraus!

    1. In der Figur des Lars stellt Siegfried Lenz uns eine umstrittene Person vor
    a) Charakterisieren Sie Lars.
    b) In welcher Form erfolgt die Charakterisierung von Lars?

    1.a) Quellenangabe: Siegfried Lenz, „Arnes Nachlass“, München 2001, Deutscher Taschenbuch Verlag
    Der Roman „Arnes Nachlass“ von Siegfried Lenz, aus dem Jahr 1999, handelt von einem Jungen namens Hans, der nach dem Verschwinden seines Freundes Arne, dessen Nachlass einpackt und dabei alle aufkommenden Erinnerungen erzählt.
    Lars ist eines von drei Kindern der Pflegefamilie, die Arne nach der Tragödie seiner Familie bei sich aufnimmt. Er lebt mit seinen Eltern und einer Schwester Wiebke in Hamburg, „am entlegenen Hafenbecken, in dem alte ausgemusterte Schiffe ihr Ende finden.“ (S.11) Die Schule hatte Lars schon beendet, die Ausbildung allerdings, genauso wie die Seefahrtsschule, abgebrochen, nach seinen Behauptungen, wegen unangemessener Behandlung der Lehrer. Jetzt besucht er die Hotelfachschule. „Lars hatte die Schule schon hinter sich, hatte die Ausbildung knallfall abgebrochen, so, wie er auch die Zeit auf der Seefahrtsschule vorzeitig beendet hatte, immer aus dem gleichen Grund, immer wie er behauptete, wegen ungerechter Behandlung durch seine Lehrer oder Vorgesetzten.“ (S.73) In der Clique, die aus ihm, Wiebke, Peter Brunswik und Olaf Dolz besteht, wird er als Anführer angesehen und respektiert. Jegliche Verantwortungen oder Entscheidungen werde Lars überlassen und anvertraut. „Anscheinend wollten sie es Lars überlassen, eine Entscheidung zu treffen[…]“ (S.79) „Lars hatte das Sagen an jenem kühlen, verhangenen Tag , alle erkannten ihn an, fügten sich seinen Anweisungen, seinen Kommandos.“ (S.154) Die kurzen und knappen Antworten lassen ihn kühl und unnahbar erscheinen. „Lars begrüßte ihn flüchtig, fast nachlässig und er glaubte wohl, besonders originell zu sein, als er im Abdrehen sagte: Dann auf gute Nachbarschaft.“ (S.14) Hans‘ Bruder verkörpert einen sehr lässigen, teilweise etwas angenervten Teenager, der als Nebenrolle im Hintergrund steht. Doch er bildet eine undurchdringliche Wand für den neu eingezogenen Arne, der damit viel zu leiden hat und tritt damit wieder in den Vordergrund. Allerdings nicht alleine, sondern meist mit Wiebke oder mit der ganzen Clique. Auf Arnes Versuche zu der Bande dazuzugehören und bei ihren Aktivitäten mitzumachen, reagiert Lars sehr kalt und abweisen, teilweise sogar aggressiv. „Sie beachteten weder seinen (Arnes) Fund, noch ihn selbst, doch als er ein Stück Schnur aufnahm und es wie probeweise um sein Handgelenk legte, trat Lars schnell auf ihn zu und entriss es ihm.“ (S.60) „ Als Lars und Wiebke uns verließen, um die nahe Umgebung zu erforschen, wäre er gern mitgegangen, doch Lars hatte nur Wiebke aufgefordert, ihn zu begleiten, und so blieb Arne enttäuscht bei mir.“ (S. 115) Schon seit dem ersten Tag an scheint Arne Lars völlig fremd zu sein. Er hält ihn nicht für jemanden, mit dem er seine Interessen teilen kann und findet ihn als komplett überflüssig. „Meinem kleinen, immer spottbereiten Bruder Lars erschienst du als Fragezeichen, abschätzig meinte er, dass mit dir nichts anzufangen sei.“ (S.11) „Nachdem sie verschwunden waren, fragte ich Arne: Wolltest du nicht mit ihnen an Bord gehen? Doch, sagte er leise, ich wollte es, aber sie wollten mich nicht mitnehmen, Lars nicht und Peter Brunswik nicht, sie meinten, sie könnten mich nicht gebrauchen.“ (S.56) Mitten im Geschehen entwickelt Lars sogar einen leichten Hass auf Arne und zeigt das auf eine bissige und sarkastische Art und Weise, bei der die ganze Clique ebenfalls teilnimmt. „Den anderen gegenüber, die ihn ermunterten und aufzogen und sogar verspotteten, gab er es jedenfalls nicht zu, er nahm alles erstaunlich gelassen in Kauf- nicht zuletzt wohl deshalb, weil auch ich viel gehänselt und verspottet wurde.“ (S.79) Demgegenüber stellt uns Lars ein Beispiel einer dynamischen Figur dar. Am Ende des Romans taut der Sohn des Abwrackers auf und zeigt seinen Mitleid und seine Trauer, ohne viel zu sagen. Mit dem Auspacken einzelner Gegenstände aus dem Nachlass und mit dem Zurückstellen dieser an deren ursprünglichen Platz, gibt Lars zu verstehen, dass auch er die Zeit zurückdrehen will und alles wieder so haben will wie vorher. Er verändert sich in seiner Art, wird gefühlvoller, sogar die Art und Weise seiner Schritte wird behutsamer und ähnelt dem Arne. „Als ich die Schritte hörte, dachte ich sofort n ihn, die sich da näherten, für einen Augenblick gab es keinen Zweifel daran, und bestürzt und irritiert überlegte ich schon, wie ich es ihm erklären sollte, warum ich seine Sachen eingesammelt und zusammengepackt hatte. Es war nicht Arne, es war Lars, der zaghaft hereinkam und die Hinterlassenschaft musterte, ohne ein Wort und zunächst ohne eine Regung.“ (S.205) „Nein, sagte er, und das war schon alles, und ohne mich um mein Einverständnis zu fragen, trat er zwischen die Dinge, die einst Arne gehört hatten; ein Ausdruck von Entschlossenheit lag auf seinem Windhundgesicht, er bückte sich, zuckte, zerrte den Stich des Bottnischen Meerbusens hervor und trug ihn zu der Stelle, an der er immer gehangen hatte. Er pinnte ihn fest. [...] Danach hob er das Sperrholzbrettchen mit dem Schiffsknoten aus dem Karton und stellte es Wortlos an seinen Platz. Die finnische Grammatik wischte er mit dem Ärmel ab, bevor er sie auf den Klapptisch legte, und das Stückchen rotweißer Schnur legte er probeweise um sein Handgelenk, ehe er es an den Fenstergriff hängte. […] Ich berief ihn nicht, ich fragte nicht, warum er das tat, manchmal wenn er unschlüssig dastand, wünschte ich sogar, dass er seine Tätigkeit fortsetzte, denn die Dinge an ihrem alten Platz zu sehen entsprach einem unerwarteten Verlangen: Zeit kam zurück, ohne dass etwas gesagt werden musste.“ (S.206-207)
    b) Die Charakterisierung von Lars erfolgt größtenteils indirekt, durch den Ich-Erzähler Hans. Die Beschreibung des Aussehens und das Alter bleibt uns verborgen. Aufgrund von Handlungen und des Geschehens, kann sich der Leser die Figur im Kopf bildlich vorstellen. Allerdings gibt es einige direkte Ausmalungen über Lars und sein Leben, wie zum Beispiel auf Seite 73, hier wird sein schulisches Leben dargestellt: „Lars hatte die Schule schon wieder hinter sich, hatte die Ausbildung knallfall abgebrochen, so, wie er auch die Zeit auf der Seefahrtsschule vorzeitig beendet hatte, immer wegen ungerechter Behandlung durch seine Lehrer oder Vorgesetzten.“


    2. In einer Rezension ist Siegfried Lenz der Vorwurf gemacht worden, er liefere "kein Bild des Jugendlichen von heute".

    Wie stehen Sie zu diesem Vorwurf? Halten Sie ihn für berechtigt?

    Stellen Sie in einem zusammenhängenden Text die Pro-und Contra-Argumente dar und fällen Sie ein Urteil. Begründen Sie ihre Aussagen.

    2) „Siegfried Lenz liefert kein Bild des Jugendlichen von heute“, so heißt es in einer Rezension zum Roman „Arnes Nachlass“. Doch ist der Unterschied zwischen dem heutigen Teenager und dem dargestellten Bild in Lenz‘ Roman wirklich so groß? Einige Merkmale wie z.B.: die „Backstreet-Boys“ oder „David Lowery“ weisen darauf hin, dass sich das Geschehen in den frühen 1990 Jahren abspielt. Der Autor beschäftigt sich mit einigen Zentralen Problemen, wie Mobbing, Gruppenzwang und Einsamkeit. Auch heute kämpfen viele Jugendliche, genauso wie Arne, für Akzeptanz und Verständnis, um bei den „coolen“ Leuten in die Clique aufgenommen zu werden. Doch er wird größtenteils ignoriert und ausgeschlossen. Arne versucht bei allen Aktivitäten, der vier Freunde, Wiebke, Lars, Peter Brunswik und Olaf Dolz, dabei zu sein und lässt sich auf Pläne ein, die unkorrekt und ausnutzend sind. Doch Arne hat auch etwas Glück. Er freundet sich mit Hans, dem ältesten Sohn der Familie, an und gewinnt sein vollstes Vertrauen. Hans bietet Arne Schutz und steht voll und ganz hinter ihm. Allerdings ist Hans älter als Arne und spielt für ihn damit eher eine Vaterrolle, als einen Freund. Arne fühlt sich dennoch einsam.
    In der Tat spricht vieles auch für den Vorwurf, Lenz liefere kein Bild des heutigen Jugendlichen. Der moderne Teenager ist viel beschäftigt an der breiten Auswahl der Medien und Elektrotechnik. Ein junger Mensch ohne Smartphone ist mittlerweile undenkbar. Die heutige Welt bietet eine ganz divergente Freizeitgestaltung: Besuch der Discotheken und Clubs ist üblich geworden. Es entstehen sowohl gesundheitliche, als auch gesetzliche Probleme, durch das natürliche Konsumieren von Alkohol und Drogen in den jungen Jahren. Das schnelle Reagieren und Einschalten des Jugendamtes bei jedem kleinen Familienproblem ist vorschriftsgemäß, was in dem Roman komplett fehlt. Arne leidet sehr an dem Tod seiner ganzen Familie. Immer wieder hat er mit schlimmen Erinnerungen zu kämpfen, die ihm in bestimmten Situationen aufkommen. Bei solchen Problemen hat ein Jugendlicher heute eine Möglichkeit sich Hilfe und Unterstützung bei einem Arzt oder Psychiater zu holen.
    Das Bild des damaligen Jugendlichen ist mittlerweile so veraltet, dass man es mit dem heutigen schlecht vergleichen kann. Es ist eine komplett neue Welt entstanden mit anderen Interessen und Beschäftigungen, deshalb finde ich den Vorwurf passend, wenn das Heute tatsächlich auf das Jahr 2014 bezogen ist.