Beiträge von Seppel

    Hallo liebe User,

    ich schreibe demnächst eine Klausur zum Thema "Literarische Erörterung"
    Es wird sich wahrscheinlich auf ein Zitat beziehen und gegebenenfalls mit im Einbezug auf Franz Kafkas Werk "der Prozess"
    Ich habe aber so einige Schwierigkeiten was die Erörterung betrifft, aus diesem Grund hab ich mal zur Probe eine geschrieben und wollte eine neutrale Wertung von euch haben.
    Ich hoffe ihr könnt mir noch Tipps zur Verbesserung beisteueren.

    Und hier das Zitat: (Peter Beicken)

    "Man muss sie vielmehr als das erkennen, als was sie dem Helden erscheint eine unerklärbare und unerklärte Schuld.
    Sie ist wesensmäßig nur eine behauptete. Denn hier steht zwischen Anklage und Angeklagten Meinung gegen Meinung. Die Art und Weise, wie das Gericht in Erscheinung tritt
    gestattet nicht von einer göttlichen oder überirdischen Instanz zu reden, es sei denn man hielte die pervertierte Gerichtsorganisation für eine kafka´sche Affirmation des Absoluten. Da ein rechtliches Vergehen im juristischen Sinne der Lebenswirklichkeit offensichtlich nicht besteht und K´s menschlichen Versagen ihn kaum über das Mittelmaß hinausheben, erscheint der Tod als Strafe für dieses Leben ungerechtfertigt"


    Und hier die Erörterung dazu:


    Eine Botschaft die den Empfänger meist nachdenken lässt, in Werken wo Menschen sich in Insekten verwandeln, wo ein verzweifelter Mann vor, den Türen des Gesetztes wartet bis sie schließlich schließen. Wohl kein andere verpackt in seinen Werken eine solch düstere, hinterfragende und groteske Stimmung wie Franz Kafka. Meist bleibt er sogar dem Leser eine Erklärung schuldig; was ist der Grund der Anklage und warum verwandeln sich Figuren merkwürdige Insekten. Gerade diese Vielfalt der Themen und die Ambivalenz der Deutungsansätze ist für viele Leser und Literaturwissenschaftler eine muss sich mit diesen Werken auseinander zu setzen und sich zu positionieren.

    Ähnlich dachte Peter Beicken in seinem Zitat über „den Prozess“ von Franz Kafka. Er behauptet in seinem Zitat dass der Protagonist in diesem Werk von Kafka vor einer unerklärbaren und nicht greifbaren Schuld steht (Z. 2). Der Protagonist wird also schuldig gesprochen, obwohl er nicht einmal weiß was der Grund dafür ist. Damit suggeriert er dem Leser, das Kafkas Werke ziemlich surreal aufgebaut sind und anfangs schon ziemlich irritierend beginnen. Desweiteren tritt die These in Kraft, dass die Art und Weise wie das Gericht erscheint, nicht als Glaubwürdig und seriös beschrieben wird (Z. 4-6). Denn der Protagonist erfährt nichts über seinen Prozess und erhält immer nur schwammige Aussagen von Leuten die ihm teilweise als unqualifiziert erscheinen, sowie die unnatürliche und schlimme Art der Gerichtsorganistaion. In Folge dessen ist auch der Tod des Protagonisten in keiner Weise gerechtfertigt und wird zu dem als letzte Behauptung von Beicken aufgeführt (Z. 12-13). Dieser wird nämlich zum Tode verurteilt und bekam nie eine Antwort auf seine Frage, warum er eigentlich verurteilt wurde. Beicken selbst erkennt das Problem wie jeder andere Leser auch, er stellt die Dinge in Frage und findet heraus, dass der Protagonist sich selbst nur im Mittelmaß der Vergehen befindet.

    Auch in der Erzählung „der Prozess“ spielt Kafka verhältnismäßig viel mit dem Thema Schuld, was sich mehr und mehr wie ein langer groß werdender Luftballon und am Ende platzend sich durchs Werk zieht. Die Situation des Angeklagten wird somit immer zerfahrener.
    Peter Beicken behauptet die Schuld sei in Kafkas Prozess unerklärbar weil der Protagonist in dem ganzen Werk über keine Hinweise oder Aufklärung erfährt, die zur dessen Schuld hinführen.
    K. erfährt beispielsweiße nichts von den drei Wächtern die ihm Anfangs einen Besuch erstatten, sie erzählen ihm nur, dass er Verurteilt sei.
    Die Schuld an sich wird von keinem Protagonisten genannt, aber der Leser hat die Chance sich am Ende ein Bild zu machen warum er denn Verurteilt wurde. K. sieht viele Dinge immer nur aus seiner Sicht, er ignoriert Mitwirkende und ist sich selbst meistens am nächsten. Das beste Beispiel dafür ist, wo er das erste Mal zum Gericht muss und er vor dem Gerichtsdiener sich über die Wächter beschwert. In diesem Abschnitte merkt man, das K. nur an sein eigenes Wohl denkt.
    Eine weiterer Behauptung für die Schuld K´s könnte man am Autor selbst fest machen, Franz Kafka traf damals in seiner Schreibphase des Werkes zwar keine juristische Schuld aber es könnte ja auch einfach nur ein Schuldgefühl sein was ihn dazu drängte den Protagonisten eine Schuld zu geben, die der Leser nicht auf den ersten und den zweiten Blick erkennt sondern eben erst auf den dritten.
    Kafka selbst musste im Jahre 1914/15 doch eine Trennungsphase durchleben, die er vielleicht nie verkraftet hatte, als sich Felice Bauer von ihm trennte. Aus diesem Grund gab er vielleicht K. die Schuld, die man zwar nicht als juristisch anerkennen kann aber dennoch eine Schuld ist.