Kirche im Nationalsozialismus

  • Brauche dringend eure Hilfe!
    und zwar: welche Unterschiede gab es zwischen katholisch und evangelisch?
    gab es Meinungsverschiedenheiten?
    waren die Handlungen unterschiedlich?
    der Widerstand?

    Danke schon mal im Vorraus! :D

  • Hier ein alter Lernzettel

    Die Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus


    Ziele der Nationalsozialisten
    - Gleichschaltung der Kirche ® Kirchenreform („Reichskirche“) 28 Landeskirchen in Reichskirche unter Reichsbischof
    - Eindämmung des gesellschaftlichen Einflusses der Kirchen
    - Nationalsozialistische „Bewegung“ sollte selbst religiösen Charakter bekommen

    Versuche der Gleichschaltung
    - Gleichschaltung protestantische Kirche von innen heraus durch die Deutschen Christen (Versuch)
    - ® Deutsche Christen gewinnen Kirchenwahlen 1933 mit massiver Unterstützung durch die NSDAP/ stellen Bischöfe in fast alle Landeskirchen
    - Ludwig Müller [hohe Persönlichkeit bei den Deutschen Christen] wird zum Bevollmächtigten der ev. Kirche ernannt; später zum Reichsbischof ® Versuch der Einrichtung einer Reichskirche

    Position der NSDAP
    - „24. Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen. Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden. Sie bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, dass eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus und auf der Grundlage: Gemeinnutz vor Eigennutz.“ – Parteiprogramm der NSDAP, 25 Punkte
    - „Es kann nicht genug betont werden, daß der N.S.D.A.P. nichts ferner liegt, als die christliche Religion und ihre würdigen Diener anzugreifen. […] Gerade weil uns die Beziehung des Menschen zu seinem Herrgott so hoch und heilig ist, wenden wir uns dagegen, daß die Religion in den Dreck des politischen Tageskampfes heruntergezerrt wird“ Parteiprogramm

    Position Hitlers in „Mein Kampf“
    - „Freilich machte dieser aus seiner Gesinnung dem jüdischen Volke gegenüber kein Hehl, griff, wenn nötig, sogar zu Peitsche, um aus dem Tempel des Herrn diesen Widersacher jedes Menschentums zu treiben, der auch damals wie immer in der Religion nur ein Mittel zur geschäftlichen Existenz war. Dafür wurde dann Christus freilich an das Kreuz geschlagen, während unser heutiges Parteichristentum sich herabwürdigt, bei den Wahlen um jüdische Stimmen zu betteln, und später mit atheistischen Judenparteien politische Schiebungen zu vereinbaren sucht, und zwar gegen das eigen Volkstum.“ Hitler „Mein Kampf Band 1“

    „Positives Christentum“
    - Stichwort der NSDAP ® Parteiprogramm von 1920
    - „arisches germanisches Christentum der Tat“
    - Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“


    EVANGELISCHE KIRCHE

    Situation vor 1933
    - Kein fester Zusammenschluss der Landeskirchen ® organisatorische Zersplitterung
    - 1918 Untergang der Fürstenhäuser Keine Landesfürsten mehr (hatten zuvor Führung der Landeskirchen inne) ® Führungs- und Orientierungslosigkeit
    - Deutscher Evangelischer Kirchenbund lockerer Zusammenschluss
    - Verbindung von Thron und Altar protestantische Tradition ® Im Kaiserreich vorhanden
    - Deshalb lehnten Weimarer Republik mehrheitlich ab
    - 1933 in Deutschland 62,7 % Protestanten

    Reaktion auf den Nationalsozialismus
    - Zunächst keine grundsätzliche Ablehnung des Nationalsozialismus zuvor aufgeführte Gründe
    - Obrigkeitsordnung protestantische Tradition

    Versuch der Gleichschaltung
    - Gleichschaltung protestantische Kirche von innen heraus durch die Deutschen Christen
    - ® Deutsche Christen gewinnen Kirchenwahlen 23.07.1933 Propaganda und Unterstützung durch NSDAP
    - Ludwig Müller wird zum Bevollmächtigten der ev. Kirche ernannt (25.04.1933)
    - Staatskommissar für Landeskirche Preußens (24.06.1933) eingesetzt
    - Neue Verfassung (11.07.1933) ® Reichskirche
    - Einführung des „Arierparagraphen“ auch in der Kirche (05./06.09.1933)
    - Ludwig Müller wird Reichsbischof (Ende September 1933)
    - Þ Machtergreifung in der Kirche scheitert an Widerstand

    Die Glaubensbewegung „Deutsche Christen“
    - Eindämmung des gesellschaftlichen Einflusses der Kirchen
    - Zusammenschluss nationalsozialistisch gesinnter Protestanten
    - 1932 gegründet aus lokaler Gruppierung von 1930 in Thüringen
    - Nach dem Führerprinzip organisiert
    - Bekenntnis zum „positiven Christentum“
    - „SA Christi“ Selbstbezeichnung
    - Ziele/Forderungen:
    • Reichskirche
    • Solidarität mit Kampf der NSDAP (Art. 24)
    • Rassenlehre Bedingung für Kirchenmitgliedschaft
    • Loslösung von jüdischen Wurzeln
    - November 1933: Forderung nach Verwerfung des Alten Testaments ® Massenaustritte und Spaltung in Kirchen- und Reichsbewegung

    Widerstand
    - Häufig Einzelpersonen ohne Unterstützung durch Kirchenführung (z.B. Dietrich Bonhoeffer)
    - Pfarrernotbund und Bekennende Kirche
    - Gleichschaltung (Reichskirche) an Widerstand gescheitert
    - Meist vor allem Verteidigung institutioneller und religiöser Ansprüche, nicht politisch motiviert

    Der Pfarrernotbund
    - Gründung 1933 durch Pfarrer Martin Niemöller
    - Anlass: Einführung des Arierparagraphen
    - Bis Januar 1934 ca. 7000 Pfarrer
    - Grundstein der Bekennenden Kirche

    Die „Bekennende Kirche“
    - „SA Chri
    - Gründung auf der ersten Barmer Bekenntnissynode (29. bis 31.05.1934) ® Barmer Theologische Erklärung
    - Sah sich als rechtmäßige ev. Kirche in Deutschland
    - Gehorsamsverweigerung gegenüber Reichskirche
    - Verwerfung der Gleichschaltungspolitik und der „Verfälschung“ der christlichen Lehre durch Ideologie des Nationalsozialismus
    - Zweite Bekenntnissynode in Berlin-Dahlem (19./20.10.1934): „kirchliches Notrecht“ ® Rechtfertigung der Gehorsamsverweigerung gegenüber Obrigkeit Þ Dahlemer Bekenntnissynode
    - Berufung eines Bruderrates ® „Vorläufige Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche“ (m. Bischöfen von Hannover, Württemberg, Bayern)
    - Kirchlich, nicht politisch motiviert; galt bei Nationalsozialisten trotzdem als staatsfeindlich orientiert ® Verfolgung
    - Nach gescheiterter Gleichschaltung Befürwortung eines Kompromisses zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche vom NS-Regime
    - Zerbricht an Frage der Zusammenarbeit mit Behörden (1936)
    - Gegner der Zusammenarbeit: zweite „Vorläufige Kirchenleitung“
    - Geheime Denkschrift an Hitler: ging über kirchenpolitische Themen hinaus ® Verhaftung von Geistlichen, Konzentrationslager, Terror der Gestapo, Weltanschauung, Antisemitismus Þ Verhaftungen wegen Landesverrats

    „Büro Pfarrer Grüber“
    - 1938 in Berlin von Pfarrer Heinrich Grüber gegründet
    - Unterstützung für ev. Christen jüdischer Herkunft Beistand bei Verfolgung, Verhaftung und Ausreise
    - Grüber 1940 verhaftet ® Auflösung

    Antisemitismus und Judenverfolgung
    - Nahezu gar keine Proteste
    - Begründung: Verschlimmerung der Lage für die Juden bei öffentl. Protest
    - „Büro Pfarrer Grüber“ nur Christen jüdischer Abstammung
    - Lange Geschichte des Antisemitismus im Christentum z.B. Bibel: Johannesevangelium und Apostelgeschichte; DIE Juden hätten Jesus getötet


    Luther als Wegbereiter Hitlers?
    - antisemitische Äußerungen Luthers
    - man solle ihre „Synagoga oder Schulen mit Feuer anstecken“
    → Reichspogromnacht (09./10. November 1938)
    - oft Bezug zwischen Luther und Hitler (Deutsche Christen)
    - Luther als „erster Nationalsozialist“

    Verhalten im 2. Weltkrieg
    - Burgfrieden → Ruhe an der inneren Front
    - Sicherung des inneren Zusammenhaltes durch Unterlassen von Aktionen gegen die Kirche
    - trotzdem Behinderung von kirchlicher Arbeit (z.B. Militärseelsorge)
    • vor allem in späteren Kriegsjahren
    - Waffensegnungen
    - Einzug von Kirchenglocken zur Einschmelzung

    Verhalten nach 1945
    - Gründung der EKD August 1945 in Treysa (Vorsitzender „Rat der ev. Kirche Deutschlands Bischof Theophil Wurm/ Stellvertreter Martin Niemöller
    - Stuttgarter Schuldbekenntnis
    - Rheinische Synode

    Stuttgarter Schuldbekenntnis
    - „Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. […] Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“
    - Erstes Schuldbekenntnis des Rates der EKD
    - 18./29. Oktober 1945
    - Zuerst verlesen vor Vertretern der ökumenischen Bewegung
    - Nur Eingeständnis einer Teilschuld haben NICHT getan

    Rheinische Synode
    - „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ Römer 11, 18b Christentum durch Judentum nicht andersrum
    - Von der Landessynode der EK im Rheinland am 11.01.1980
    - Gründe für die Synode:
    • Christl. Mitverantwortung und Schuld an Shoa
    • Neue biblische Einsichten (Römer 19-11)
    • Verhalten der Juden (bereit zur Begegnung)


    KATHOLISCHE KIRCHE

    Situation vor 1933
    - Schlechte Erinnerungen an das Kaiserreich Bismarcks Kulturkampf (z.B.
    - Katholische Parteien staatstragend in Weimarer Republik (vor allem Zentrum (und Bayerische Volkspartei)

    Reaktion auf den Nationalsozialismus
    - Vor Machtergreifung Ablehnung der nationalsozialistische Ideologie nur kirchlich nicht politisch
    - Kritik relativiert durch kirchenfreundliche Äußerungen Hitlers und Aussicht auf Konkordat mit dem Vatikan z.B. Regierungserklärung: Kirchen als „wichtigster Faktor zur Erhaltung unseres Volkstums“

    Zentrum und Bayerische Volkspartei
    - Staatstragende Parteien in Weimarer Republik
    - Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz wegen kirchenfreundlichen Zusicherungen Hitlers und Aussicht auf Konkordat (vll. Auch Bedrohung?)

    Reichskonkordat mit dem Vatikan
    - Schon Verhandlungen über Konkordat in Weimarer Republik
    - Hitlers Interessen:
    • Beschwichtigung/ Schwächung der kath. Kirche Beseitigung des großen Einflusses der Kirchen auf die Gesellschaft
    • Durchbrechung der außenpolitischen Isolierung Deutschland erster Schritt; internationale Anerkennung
    - Interesse des Vatikan:
    • Schutz der kath. Kirche vor Gleichschaltung
    - Unterzeichnung 20.07.1933 in Rom/ Ratifizierung am 10.09.1933
    - Zusicherungen an die kath. Kirche:
    • Innere Unabhängigkeit
    • Ungehinderte Verbreitung ihrer Schriften
    • Schutz des Eigentums der Kirche
    • Schutz der kath. Bekenntnisschulen
    - Verbot der Mitgliedschaft kath. Geistlicher in pol. Parteien
    - Beschränkung kirchlicher Organisationen auf religiöse, kulturelle und karitative Aufgaben
    - Erkenntnis, dass Abkommen nicht eingehalten werden würde bereits im Herbst 1933
    - In Folgenden Jahren Bruch des Konkordats
    • Einschränkungen des kath. Verbands- und Pressewesens
    • Auflösung von Bekenntnisschulen und Orden/ Klöstern
    • Verfolgung kath. Geistlicher
    • Und sonstige alltägliche Behinderungen des kirchlichen Lebens


    Enzyklika „Mit brennender Sorge“
    - Reaktion des Papstes (Pius XI.) in Absprache mit dt. Kardinälen und Bischöfen auf Bruch des Konkordats s. oben genannte Gründe
    - 21. März 1937
    - Verlesung in allen kath. Kirchen
    - „Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes.“
    - Kritik an Rassenpolitik
    • Ohne konkrete Erwähnung der Juden!

    Widerstand
    - Hauptsächlich vor der Machtergreifung
    - Einzelpersonen oder Randgruppen
    • „Rhein-Mainische-Volkszeitung“
    • Katholische Arbeiterbewegung seit Mitte 19. Jh.; z.B. Weigerung der Eingliederung in Deutsche Arbeitsfront
    • Priester Max Josef Metzger
    - Von Bischöfen usw. nahezu kein Protest/ Unterstützung (würde kirchliches Leben nur weiter erschweren)
    - Clemens August Graf von Galen (Bischof von Münster) ® offener Protest gegen Euthanasie-Aktion (Ermordung geistig behinderter „lebensunwertes Leben“) Predigten usw.

    Antisemitismus und Judenverfolgung
    - Keine (größeren) Proteste
    - Höchstens indirekte Kritik (z.B. „Menschenrechtshirtenbrief“ gegen Völkermord)
    - Dompropst Berlin Bernhard Lichtenberg: Unterstützung von Juden
    - „Schweigen des Papstes“

    Verhalten im 2. Weltkrieg
    - Ab Herbst 1939 Bedrohung/ Verfolgung von kath. Pfarrern und Religionslehrern (Nachsicht bei Bischöfen)
    - Burgfrieden Zurückstellen innenpolitischer Konflikte und wirtschaftlicher Auseinandersetzungen
    - Einzug von Kirchenglocken zur Einschmelzung  Kriegsindustrie
    - In späteren Jahren wieder vermehrt Kampf gegen die Kirchen

    Verhalten nach 1945
    - Hirtenwort vom 23. August 1945 ® Mitschuld der kath. Kirche an Verbrechen des Nationalsozialismus
    - Nostra Aetate

    Nostra Aetate
    - Egtl. Hauptsächlich Verhältnis/Dialog zwischen Juden und Christen  Bezug zum Holocaust
    - „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in dieser Religion wahr und heilig ist.“
    - Nostra Aetate (lat.): In unserer Zeit
    - Erklärung des zweiten vatikanischen Konzils
    - 28. Oktober 1965
    - Ursprünglich nur als Erklärung zum Verhältnis Christen – Juden gedacht, dann Ausweitung auf alle Weltreligionen
    - Betonung des „gemeinsamen Erbes“ von Christen und Juden und tiefe Verbundenheit der Religionen
    - Aufforderung zum Ausräumen von Missverständnissen
    - Deutliche Ablehnung des Antisemitismus


    DIE ZEUGEN JEHOVAS
    - Damals: Ernste Bibelforscher
    - Bedingungsloser Kampf gegen NS-Staat
    - ca. 25 000 Mitglieder zu der Zeit
    - 1933 verboten
    - Teilweise Fortsetzung ihrer Aktivität im Untergrund etwa die Hälfte
    - Verweigerung von Hitler-Gruß und Wehrdienst
    - Unerbittliche Verfolgung
    - ca. 10 000 inhaftiert in KZs eigene Häftlingsgruppe
    - ca. 1200 umgekommen
    - Widerstand auch über eigenen Interessenbereich hinaus politisch?
    • z.B. Flugblattaktionen