• Guten Abend, ich arbeite zur Zeit an einer Textanalyse und wollte fragen was euch bei folgendem Text an sprachlichen Merkmalen bsp. Hyperbel alles auffällt?

    Geschenkideen

    Albtraum Weihnachten? Überflüssig, sagen Wissenschaftler.
    Es gibt vereinzelte Menschen die schon im Oktober anfangen, über das perfekte Weihnachtsgeschenk für Partner, Nachbar oder Schwiegermutter nachzudenken.
    Sie sind meist weiblich und halten sich für tolle, liebevolle Schenkerinnen, weil sie sich den Kopf zermartert haben, wen man womit überraschen könnte. Für alle anderen beginnt der Weihnachtseinkauf frühestens zwei Wochen vor dem Heiligen Abend und ist fast immer eine Pein. Ist eine Doppel-CD für die Grossmutter gut genug oder schäbig. Hat der Göttibub schon einen IPod? Freut sich die Frau über einen grosszügigen Gutschein ihrer Lieblingsboutique, oder ist sie enttäuscht, weil das Geschenk nicht handgepflückt ist? Kann man der Tochter ein Couvert mit 200 Franken in die Hand drücken, weil die Markenjeans, die sie sich wünscht, in ihrer Grösse nicht auffindbar sind? Am Ende verschenkt man viel mehr Geld und Gutscheine, als man wollte, und fühlt sich lausig. Geld unterm Tannenbaum! Ist das einzige was einem einfällt?
    Man braucht sich nicht lausig zu fühlen, sagen Forscher der Stanford University in Kalifornien. Denn die Vorstellungen von Schenkenden und Beschenkten klaffen gelegentlich weit auseinander. Die Empfänger haben keine Ahnung von Umsicht und Zeitaufwand, mit denen ein Geschenk ausgesucht wurde. Die liebevolle Überraschung ist für das Ego der Schenkenden in der Regel deutlich besser als für das der Beschenkten. Die hätten sich über Bargeld oder Geschenkgutscheine meist mehr gefreut als über etwas, was sie sich nie wünschten. Dass das vor allen für Kinder gilt, muss man den Eltern nicht sagen. Am glücklichsten machen Geschenke, die man sich gewünscht hat.
    Die noch bessere Nachricht: Der Geldwert von Geschenken ist den Empfängern nicht halb so wichtig wie den Käufern. Als die Wissenschaftler in einer Umfrage wissen wollten, an welches Geschenk sie die Befragten besonders erinnerten, zeigte sich, dass der Preis bei den Antworten praktisch keine Rolle spielt. Das ist kein Aufruf zur Knickrigkeit. Geiz ist nie geil. Aber ein knappes Portemonnaie beziehungsweise die Höhe der Ausgaben sagt nichts über den Wert von Geschenken.


    Für eure Bemühungen bedanke ich mich bereits jetzt.

    Einmal editiert, zuletzt von zscfcz (28. Januar 2012 um 17:15)

  • Es handelt sich um einen expositorischen (erklärenden) Text. Die Aufmerksamkeit wird geweckt duch den in FRAGE gestellten GEGENSATZ. Frage und Antwort sind STICHWORTARTIG. Dadurch wird die Gültigkeit der folgenden Erklärung unterstrichen; desgleichen durch die WORTWAHL: "Wissenschaftler". In den nächsten Zeilen bis "Pein" folgt die EXPOSITION, d. h. das Problem wird ausgebreitet. Die RHETORISCHEN FRAGEN decken möglichst viele Bereiche ab und unterstreichen die Kompetenz des Fragestellers. Im nächsten Absatz werden wieder Wissenschaftler ZITIERT. Erneut soll Gültigkeit suggeriert werden.
    Der letzte Absatz ist eine ZUSAMMENFASSUNG.

    Die Großbuchstaben gedruckten Wörter sind Stilmittel, bzw. sprachl. Merkmale.

  • Man kann das so machen wie Fiete - und hätte trotzdem kaum was vom Text verstanden. ;)

    "Exposition" und "Zusammenfassung" sind sowas wie Textbausteine, bzw. Strukturelemente. Frage und Antwort sind nicht "stichwortartig", sondern schlagwortartig. "Wortwahl" und "Zitate" sind aussageneutral. "Rhetorische Fragen" und "Gegensätze" gehen schon eher in die Richtung Stilmittel/sprachl. Elemente. Aber da fehlt doch sooooo viel.

    Ich finde nur, "zscfcz" sollte einen eigenen Ansatz mitposten und nicht nur seine Hausaufgabe verschieben.^^

  • Vielen Dank für eure schnellen Antworten.
    Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem Text um eine Kolumne. Ich habe bei der Redaktion nachgefragt. Die Worte "Sie sind meist weiblich und halten sich für tolle, liebevolle Schenkerinnen" sind meiner Meinung nach spöttisch fast zynisch formuliert. Von ist eine Doppel-CD bis Grösse nicht auffindbar sind, handelt es sich um eine Kritik an die Gesellschaft. Man will immer das neuste und beste. Ebenfalls wiederspiegeln die letzten 4 Zeilen die Meinung der Schreiberin und sollen zum Nachdenken anregen. Auch habe ich bei Pein den Denotat und Konnotat erläutert.
    Was meint ihr dazu?

    Fiete Wie wird mit der Rhetorischen Frage die Gültigkeit unterstrichen? Wie wird mit dem Wort Wissenschaftler die Gültigkeit suggiert?
    @Unregistriert Inwiefern sind Aussage und Zitate aussageneutral?

    Lg zscfcz

  • Die Gültigkeit wird durch die schlagwortartige Formulierung unterstrichen. Dadurch wird suggeriert, dass Nachfragen nicht erlaubt oder nötig sind. Je kürzer desto einprägsamer. Wenn ich jemandem nur das Wort "überflüssig" an den Kopf knalle, blocke ich ihn ab. Das gilt auch für die rhetorische Frage, die ja nur aus Substantiven besteht. Auch diese Frage, die eigentlich durch den inhaltlichen Gegensatz der beiden Wörter zum Nachfragen einladen müsste, will nicht differenzieren, sondern den Leser gespannt auf die Antwort machen, die dann nur aus einem brüsken Wort besteht.
    Wenn sich jemand in einem Text auf die Wissenschaft bezieht, beeindruckt er seine Leser. Für den unbedarften Leser ist die Wissenschaft eine Heilige Kuh.
    Noch ein Wort zu Unregistriert: Natürlich sind Strukturelemente wie "Exposition" oder "Zusammenfassung" auch sprachliche Mittel. Sie geben dem Text ein Gesicht, lenken unser Verständnis so wie rhetorische Fragen oder Gegensätze. Auch die Wortwahl ist selbstverständlich ein Stilmittel. Ein Text kann aus Umgangssprache oder aus gehobener Sprache bestehen. Wenn ich ihn gar noch mit Zitaten von Wissenschaftlern schmücke, gilt wieder der Satz mit der heiligen Kuh. Du musst Dich bei dem Begriff "sprachl. Mittel" von der Vorstellung lösen, dass damit nur die üblichen Verdächtigen wie Hyperbel, Metapher, Alliteration etc. gemeint sind.
    Dass es sich um eine Kolumne handelt überrascht mich nicht. Eine Kolumne ist in der Regel expositorisch oder argumentativ.

  • Die rhetorische Frage ist per Definition eine Frage, die keine Beantwortung von außen will, weil entweder die Frage die Antwort schon enthält oder der Fragesteller die Antwort für so augenfällig hält, dass er keine Reaktion seines Zuhörers oder Lesers will.

  • Dass es sich um eine Kolumne handelt überrascht mich nicht. Eine Kolumne ist in der Regel expositorisch oder argumentativ.

    Es geht m.E. schon mal grundsätzlich in die richtige Richtung. Ob es eine Kolumne ist oder nicht, sollte man aber erst am Ende entscheiden, wenn man ein paar Stilmittel/sprachl. Elemente gefunden und analysiert hat.

    Beispiel: "Hat der Göttibub schon einen IPod?" Fiete betont "die Wortwahl", das stimmt irgendwie immer. Aber was ist denn mit der Wortwahl? Der geläufige Ausdruck wäre "Göttergatte". Der wir schon meist ironisch verwendet. Hier wird er umgewandelt zu "Göttibub". Dadurch entsteht ein neuer Kontext: der Sohn wird vergöttert wie ein (kleiner) Ehemann. Aus Sohn wird "Bub", was sprachlich eine Verniedlichung ist. Gleichzeitig wird auch der erste Wortbestandteil verkleinert, quasi eine doppelte Verkleinerung: aus "Götter" wird die Diminutivform "Götti", was ziemlich verkitscht klingt. Man stellt sich dann ein Elternteil vor, das vom Sohn in einer Babysprache denkt.

    Eine rhetorische Frage ist das übrigens nicht (genauso wenig wie die Eingangsfrage). Einen rhetorischen Charakter gewinnt die Frage erst durch den beschriebenen ironischen Kontext und wird assoziativ zu "BRAUCHT der Göttibub schon einen IPod?"

    So oder so ähnlich stelle ich mir eine Analyse der sprachlichen Mittel vor. In welche Richtung das geht, ist vermutlich schon klar geworden.

    Gucken wir uns mal den Anfang des Textes an:

    Zitat

    Es gibt vereinzelte Menschen die schon im Oktober anfangen, über das perfekte Weihnachtsgeschenk für Partner, Nachbar oder Schwiegermutter nachzudenken.
    Sie sind meist weiblich und halten sich für tolle, liebevolle Schenkerinnen, weil sie sich den Kopf zermartert haben, wen man womit überraschen könnte. Für alle anderen beginnt der Weihnachtseinkauf frühestens zwei Wochen vor dem Heiligen Abend und ist fast immer eine Pein.

    Es gibt also zwei Arten von Menschen: 1) die einen fangen schon im Oktober mit dem Geschenkeaussuchen an und halten sich für "tolle, liebevolle Schenkerinnen" ("aber die halten sich auch nur dafür", denkt man als Leser) und 2) diejenigen, die "frühestens" 2 Wochen vor Weihnachten damit anfangen.

    Das ist doch schon eine absichtlich übertriebene Kontrastierung. Es gibt angeblich nur solche oder solche: die einen wirken blöd, weil sie viel zu früh anfangen und sich deshalb auch noch für besonders toll halten, die anderen machen es auf den letzten Drücker. Der Kontrast wird noch ausgemalt, es muss das "perfekte Geschenk sein" (ein einfaches tut es nicht), für "Partner, Nachbar, Schwiegermutter" (Trikolon) usw. Also man merkt doch schon gleich am Anfang, in welchem Ton der Artikel geschrieben ist. Übertreibung ist ein Stilmittel der Satire. Es ist nicht einfach nur eine Kolumne, sondern es soll eine Glosse sein.

    Ich denke, für eine Textanalyse sollte man zuerst eine strukturierte Inhaltsangabe machen, damit man überhaupt weiß, was in dem Text drinsteht (ich habe den Eindruck, ihr habt das nur so überflogen). Und dann wirklich Satz für Satz durchgehen.

    Zur Analyse gehört auch, den Kontext zu klären: Was ist denn überhaupt die "Weltwoche"? Wer liest sowas? Wer ist Beatrice Schlag? Worauf bezieht sie sich in ihrer Kolumne? (es ist doch schon total peinlich, wenn man nicht weiß, wie die "Stanford University" heißt) usw. usw. usw. Dann wird es eine Analyse, bislang hat es noch nicht viel damit zu tun.

  • Glosse, Teil II:

    Zitat

    Es gibt vereinzelte Menschen, die nomadengleich durch die Weiten der Hausaufgabenforen ziehen, und über die perfekte Antwort auf Aufgabenstellungen sinnieren. Sie sind meist erwachsen und haben keine Beschäftigung, sind Singles und halten sich für tolle Experten, liebevolle Nachhilfehelfer, weil sie sich den Kopf zermartert haben, wie sie die Hausaufgaben von Sek I-Schülern lösen können. Stellt sich heraus, was für flache Pappnasen sie sind, ziehen sie einfach weiter. Für die normalen Forenbenutzer beginnt die Hausaufgabe frühestens am Abend vor der Abgabe und ist fast immer eine Pein.

    [produktive Textrezeption] ;)

  • Es geht m.E. schon mal grundsätzlich in die richtige Richtung. Ob es eine Kolumne ist oder nicht, sollte man aber erst am Ende entscheiden, wenn man ein paar Stilmittel/sprachl. Elemente gefunden und analysiert hat.

    Beispiel: "Hat der Göttibub schon einen IPod?" Fiete betont "die Wortwahl", das stimmt irgendwie immer. Aber was ist denn mit der Wortwahl? Der geläufige Ausdruck wäre "Göttergatte". Der wir schon meist ironisch verwendet. Hier wird er umgewandelt zu "Göttibub". Dadurch entsteht ein neuer Kontext: der Sohn wird vergöttert wie ein (kleiner) Ehemann. Aus Sohn wird "Bub", was sprachlich eine Verniedlichung ist. Gleichzeitig wird auch der erste Wortbestandteil verkleinert, quasi eine doppelte Verkleinerung: aus "Götter" wird die Diminutivform "Götti", was ziemlich verkitscht klingt. Man stellt sich dann ein Elternteil vor, das vom Sohn in einer Babysprache denkt.

    Eine rhetorische Frage ist das übrigens nicht (genauso wenig wie die Eingangsfrage). Einen rhetorischen Charakter gewinnt die Frage erst durch den beschriebenen ironischen Kontext und wird assoziativ zu "BRAUCHT der Göttibub schon einen IPod?"


    Im Schweizerischen bedeutet Göttibub Patenkind. Kann deiner Argumentation also nicht ganz folgen.

  • Im Schweizerischen bedeutet Göttibub Patenkind. Kann deiner Argumentation also nicht ganz folgen.

    Ups, das wusste ich nicht. Ich dachte, "Göttibub" wäre eine eigene Wortschöpfung der Autorin.

    Wie auch immer, eine Textanalyse müsste trotzdem so vorgehen. Es war weniger als Argumentation gedacht.

  • Vielen Dank jedenfalls für deine Hilfe.
    Das Augenmerk der Aufgabenstellung liegt leider auf den sprachlichen Merkmale wie Anapher, Hyperbel, Metapher usw.
    Göttibub wäre ja ein Helvetismus also eine schweizerische Spracheigentümlichkeit.
    Leider finde ich aber nicht viele mehr, habt Ihr sonst noch einige gefunden?

  • Ich fürchte, ich kann Dir nicht weiterhelfen. Der Text ist nicht fiktional, und deshalb sind die von mir bereits genannten Spracheigenheiten entscheidend. Anders als bei einem Gedicht, das seine Botschaft komprimiert und häufig hinter Stilmitteln verbirgt, wird die Botschaft eines nicht fiktionalen Texts in der Regel explizit genannt. Deshalb ist die Feststellung, dass es sich um einen nicht fiktionalen expositorischen Text handelt, die Grundlage jeder weiteren Erörterung. Wenn Du denn unbedingt darauf bestehst, verweise ich noch auf die Metapher "handgepflückt". Das Geschenk wird mit einer kostbaren Blume gleichgesetzt, die nicht maschinell geerntet, sondern liebevoll, jede einzeln und individuell, in die Hand genommen wird. Den Gegensatz bildet der Gutschein, den die Boutique reihenweise am Computer herstellt.

  • Sitzt du da immer noch dran? ;)

    Zitat

    ... oder ist sie enttäuscht, weil das Geschenk nicht handgepflückt ist?

    Ich sehe es auch so, dass das "handgepflückte Geschenk" ein sprachliches Stilmittel ist, das sofort auffallen müsste. Warum? Weil das Adjektiv und das Substantiv nicht zusammenpassen. Man stolpert beim Lesen kurz: Was soll denn ein "handgepflücktes Geschenk" sein? Man denkt dann an Obst, Blumen oder ein Textilstück aus Baumwolle, welches aber eben ausdrücklich handgepflückt sein soll.

    Das ist keine Metapher und drückt keinen bildlichen Gegensatz zum Gutschein aus, sondern ist einfach Ironie. Das Geschenk muss so exklusiv sein, dass es unter "handgepflückt" keinen Wert hat. Über eine solche Erwartungshaltung, bzw. einen solchen Anspruch macht sich die Autorin lustig.

    Ironie lebt davon, dass die Botschaft nicht explizit sondern nur unterschwellig genannt wird. Durch die Divergenz in der Formulierung soll der Leser erkennen, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann.

    Ob es für eine "Glosse" reicht oder ob es nicht einfach nur eine humoristisch angehauchte Kolumne ist, musst du am Ende entscheiden.


  • Das ist keine Metapher und drückt keinen bildlichen Gegensatz zum Gutschein aus, sondern ist einfach Ironie. Das Geschenk muss so exklusiv sein, dass es unter "handgepflückt" keinen Wert hat. Über eine solche Erwartungshaltung, bzw. einen solchen Anspruch macht sich die Autorin lustig.


    Also ist handgepflückt keine Metapher? Welcher bildlicher Gegensatz drückt der Gutschein aus?

  • Natürlich ist "handgepflückt" eine Metapher. Der Autor sagt "handgepflückt" und meint "einzeln und liebevoll ausgesucht". Genauso funktioniert eine Metapher. Das wusste schon Hape Kerkeling: "Das ganze Leben ist ein Quiz". Die Funktion besteht wie bei den anderen rhetorischen Fragen darin, dem Leser die Fallhöhe all' der genannten Bemühungen vor Augen zu führen. Ironie sagt per Definition das Gegenteil dessen, was sie meint, z. B.: "Na, Göttibub ..., Du bist mir ja vielleicht ein Schlaumeier." So, für mich ist jetzt endgültig Schluß.

  • Zitat

    Ist das das einzige, was einem einfällt?


    "Ironie erkennt der Leser nie!" :megalacher:

    Es gibt auch keine rhetorischen Fragen in dem Artikel - außer der oben genannten.

  • Zitat

    ... und fühlt sich lausig.
    Geld unterm Tannenbaum!
    Das ist kein Aufruf zur Knickrigkeit.
    Geiz ist nie geil.
    Aber ein knappes Portemonnaie ...



    Spontan würde ich darauf eingehen. Vielleicht findest du ja auch eine Metapher... :-p

    Das heißt nicht, dass man auf den Rest nicht auch eingehen müsste. Wenn es z.B. keine rhetorischen Fragen sind, was ist es denn dann? Fällt ja trotzdem auf ...