hey, wir sollen in deutsch eine HA in kreativem schreiben erledigen. dazu sollten wir einen zeitungsartikel schreiben und diesen dann noch nach seiner stilistik und nach dem aufbau erklären. wir konnten wählen, ob wir für eine seriöse zeitschrift schreiben oder für ein wurstblatt. ich bin einfach mal so frei und poste das hier...vielleicht könnte es ja mal jemand durchlesen, und evlt eine kleine kritik schreiben. DANKE!
Tatort Güllen?
Von der Redaktion an den Ort des Geschehens berufen. Güllen. Kleinstadt. Unscheinbar. Bis gestern, im höchstmöglichen Maße schien die Presse anwesend zu sein. Das Ereignis, das stattfand war nicht vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Es sollte auch nicht verborgen werden, im Gegenteil. Die bekannten Milliardärin Claire Zachanassian residierte seit einigen Tagen in Güllen, der Stadt in der sie einst aufwuchs. Gestern dann das, worauf ihr Besuch ausgerichtet war: Sie beabsichtigte, der Gemeinde eine Milliarde zu schenken. Die Stadt war zum gestrigen Zeitpunkt, also vor der eigentlichen Schenkung schon stark im Wandel. An einigen der Einwohner konnte man noch die heruntergekommenen Zustände erkennen, nicht wenige hatten jedoch bereits ihre Garderobe aufgebessert, besonders auffällig waren dabei die gelben Schuhe, die man trug. Vielerorts waren Renovierungsarbeiten im Gange, macherorts schon abgeschlossen. Scheinbar waren die Bürger mit der Aussicht auf die Kreditwürdigkeit, die sie erlangen würden, nicht sparsam umgegangen und hatten sich schließlich am gestrigen Tag versammelt, um über die sogenannte Zachanassian-Stiftung abzustimmen. Zunächst wendeten sich der Lehrer und der Bürgermeister der Stadt mit einer Rede an Presse und Bürger, in der sie erläuterten, dass der Grund für die Stiftung die vorherrschende Ungerechtigkeit sei und das man sie nur dann annehmen dürfe, wenn sich das hiesige Gemeinwesen in ein gerechtes verwandle. Bis hier hin war es für Außenstehende noch nachvollziehbar. Worin genau die Ungerechtigkeiten bestanden, wurde jedoch - ausgenommen Zurufe nach einem Schuft und Meineid - nicht explizit genannt. Die Stimmung war bizarr ausgelassen, die Menschen beinahe fanatisch. Ein gewisser Alfred Ill, ein Jugendfreund von Frau Zachanassian habe die Stiftung vorgeschlagen. Sein Verhalten war als einzigstes während der Versammlung, auffällig anders. Er wirkte still, apathisch, ängstlich. Als er ans Mikrofon gebeten wurde, war er entweder nicht zu verstehen oder bekam nur Einwortsätze heraus, was nicht gerade auf freudige Ausgelassenheit schließen ließ. Als über die Annahme der Stiftung abgestimmt wurde, hoben alle außer ihm die Hand, sein Gesicht war von stillem Entsetzen geprägt. Als die Gemeinde die Worte des Bürgermeisters wiederholte , schrie Herr Ill an dem Punkt entsetzt nach Gott auf, als seine Mitbürger auf ihre "heiligsten Güter" schworen und das diese keinen Schaden nehmen sollten. Was soll man davon halten? Die Klatsch-Presse schrieb von einem Freudenschrei. Als wirkte die ganze Veranstaltung nicht so schon geschauspielert genug, wurde der Schwur extra für die Filmwochenschau noch einmal vollzogen. Die Güllner wiederholten des Bürgermeistes Worte wie hypnotisiert. Danach wurde die Presse zu einem Imbiss hinaus geschickt. Ein Gespräch mit Alfred Ill wurde uns von der hiesigen Polizei verwehrt. Ohne nachvollziehbaren Grunde. Nach der Speisung trieb uns Journalisten ein Aufruhr zurück in den Saal. Alfred Ills Leichnam lag am Boden, um ihn die Güllner. Ein Verdacht nach sektenähnlichen Verhältnissen drängt sich auf. Was ist hier geschehen? Das ganze muss polizeiliche Ermittlungen nach sich ziehen.
Reflexion:
Ich habe meinen Zeitungsartikel folgendermaßen aufgebaut. Es gibt eine Gliederung in zwei große Teile, der erste schildert Güllens Verhältnisse bis zu dem Punkt, wo die eigentliche Gemeindeversammlung beginnt. Danach folgt der Teil, der die dortigen Geschehenisse beschreibt und kritisch hinterfragt. Ich war bestrebt, den Text mit einer Klimaxstruktur zu versehen, die darin mündet, dass Ill tot aufgefunden wird und deswegen eine Fortführung in weiteren Berichten zu erwarten sei. Zur Stilistik ist Folgendes zu sagen: Die Überschrift ist als rhetorische Frage formuliert, stellt einen Zusammenhang zum Ende des Artikels dar. Danach folgen einige elliptische Sätze, "Güllen.", "Kleinstadt.", "Unscheinbar.", die knapp, leicht verträglich und auch etwas spielerisch den Einstieg ermöglichen und den Ort des Geschehens beschreiben sollen. In Zeile 5 habe ich eine Paraphrase eingebaut, "Gestern dann das, worauf ihr Besuch ausgerichtet war.", sie soll den Fakt vorbereiten, dass Güllen eine Milliarde geschenkt werden soll. In Zeile 9, der Satz "Zunächst wendeten sich der Lehrer und der Bürgermeister [...]", ist eine Hypotaxe, die steigernd und erläuternd in die Geschehenisse der Versammlung einführt. Die Parenthese in Zeile 16, "ausgenommen Zurufe nach einem Schuft und Meineid", teilt dem Leser beiläufig mit, welche Ungerechtigkeiten die Gemeinde vorzubringen hat. Einfach aus dem Grund, weil diese sie ja auch nur beiläufig, also durch Zurufe, mitteilt. In Zeile 17 folgt ein Satz, "Die Stimmung war bizarr ausgelassen, die Menschen beinahe fanatisch.", in dem verstärkt Adjektive auftreten, die die Atmosphäre charakterisieren und verbildlichen sollen. Die rhetorisch formulierte Frage "Was soll man davon halten?", in Zeile 24 steht in Verbindung mit dem Nachsatz "Die Klatsch-Presse schrieb von einem Freudenschrei.". Diese Kombination soll kritisch die Szenerie hinterfragen, und zieht weiterhin einen Vergleich, auf welche lächerlich verharmlosende Ebene die Boulevardpresse das Geschehen herunterspielt. "[...] wie hypnotisiert." ist in Zeile 27 als Vergleich angebracht, um die scheinbare Willenlosigkeit der Güllener zu veranschaulichen. Eine weitere rhetorische Frage, "Was ist hier geschehen?", in Zeile 31, hat die Funktion, den Artikel gleichzeitig abzuschließen und zum Ende hin aber auch offen zu lassen.