Gedichtinterpretation Hiroshima

  • Hallo,
    Wir schreiben bald einen Aufsatz über Gedichtinterpretationen in Deutsch. Zur Übung haben wir gestern das Gedicht "Hiroshima" von Marie Luise Kaschnitz bekommen, ich wollte auch noch meine Interpretation im Unterricht vortragen aber die Zeit war schon weg.
    Nun wollte ich sie hier hochladen damit mal einer drübergucken kann, ob die so in Ordnung ist. Dann weiß ich auch ob ich bei Interpretationen schon sicher bin.
    Wäre echt nett wenn jemand sich wirklich damit auseinandersetzt und mir dann seine ehrliche Meinung sagt.

    Hier erstmal das Gedicht:
    Der den Tod auf Hiroshima warf
    Ging ins Kloster, läutet die Glocken.
    Der den Tod auf Hiroshima warf
    Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
    Der den Tod auf Hiroshima warf
    Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab
    Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich
    Auferstandene aus Staub für ihn.

    Nichts von alledem ist wahr.
    Erst vor kurzem sah ich ihn
    Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
    Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich.
    Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte
    Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
    Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
    Die neben ihm stand im Blumenkleid
    Das kleine Mädchen an ihrer Hand
    Der Knabe, der auf seinem Rücken saß
    Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
    Sehr gut erkennbar war er selbst
    Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
    Verzerrt von Lachen, weil der Photograph
    Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt

    Und nun meine Interpretation dazu:

    Jeder kennt das, irgendwo, vielleicht sogar in der näheren Umgebung, werden Leute ermordet. Im Gedicht „Hiroshima“ von Marie Luise Kaschnitz wird genau das angesprochen. Es geht um den Tod in unserer Gesellschaft, doch der Mörder lebt noch unter uns.
    Im Gedicht erzählt ein Lyrisches Ich von der Situation in Hiroshima. Es wird auch beschrieben, dass er sich wohl damit quält so eine Tat begangen zu haben, da er sich doch seiner Familie zuwendet und sie ihm wohlmöglich verzeihen wollen. In den 2 Strophen fällt auf, dass die Stimmung ganz unterschiedlich ist. In der ersten, bestehend aus 8 Versen wird das schlechte richtig ausdrucksstark beschrieben. Die Wiederholung des Verses „Der den Tod auf Hiroshima warf“ in Zeilen 1, 3 und 5 verdeutlicht, dass der Mörder sich entweder richtig schlecht fühlen muss oder ein kaltblütiges Wesen ist, welches vor nichts zurückschreckt. Die Hyperbel „Hunderttausend“ in Vers 7 verdeutlicht, das wohl nicht nur ein- oder zwei Leute dem Mörder zum Opfer gefallen sind, sondern das es wohl sowas wie ein Massenmord war. Dies könnte man auf den 2. Weltkrieg beziehen, da auch in Hiroshima solche katastrophalen Zustände herrschten. „Auferstandene aus Staub“ in Vers 8 meint wohl, das so ein Mörder niemals zur Ruhe kommen wird und man so eine Tat auch nicht vergessen kann. Die 2. Strophe, bestehend aus 15 Versen besitzt eine Vielzahl an Enjambements, womit Marie Luise Kaschnitz eine gewisse Betonung des Gedichts erreichen wollte. Als dann das Lyrische Ich beschreibt, wie es vor dem Haus der Person steht, meint es mit „Nichts von dem ist wahr“ gleich im ersten Vers der 2. Strophe, das man sich in einem Menschen arg täuschen kann. Dies zeigt auch die Wortwahl der Adjektive. Mit „wahr, jung, zierlich, schnell“ werden normalerweise Dinge beschrieben, von denen man nur Gutes erwartet. Etwas Zierliches könnte zum Beispiel nie im Leben einen Mord begehen. Der in Zeile 6 der zweiten Strophe beschriebene „Wald des Vergessens“, ein sprachliches Bild, in dem er sich nicht verbergen könne beschreibt wieder dass so ein Mord nicht vergessen wird. Das im darauffolgenden Vers benannte „nackte Vorstadthaus“ soll verdeutlichen, dass man so eine Tat auch nicht verbergen kann, jeder kann es sehen. Die dann folgende Beschreibung der Familie des Mörders wird als normal und unscheinbar erklärt. „Verzerrt von Lachen“ meint, dass sich die Person zwar bemüht das alles zu vertuschen, es ihr aber nicht gelingt. Mit dem sprachlichen Bild „Das Auge der Welt“ wird das noch einmal verdeutlicht, denn alles kommt irgendwann ans Licht.
    Marie Luise Kaschnitz wollte im Gedicht „Hiroshima“ also zeigen, dass auch eine einzige Person das Leben einer ganzen Stadt umkrempeln kann. Der wahrscheinliche Massenmord hier beschreibt auch das heutzutage alle aufpassen sollten, da es uns alle betreffen kann und sowas auch keiner so schnell vergisst.

    Ich hoffe es gibt ein paar nützliche Antworten, vielen Dank dafür im Voraus :D