Der Roman „Schlafes Bruder“ wurde von Robert Schneider geschrieben. Er ist der erste Teil seiner Rheintalischen Trilogie und wurde im Jahr 1992 veröffentlicht. Das Buch handelt von einem Jungen namens Johannes Elias Alder, der ein unentdecktes musikalisches Genie und besessen von der Liebe zu seiner Cousine Elsbeth war.
Johannes Elias Alder war der zweite Sohn der Agathe Alder, ein unehelicher Sohn von Kurat Elias Benzer. Elias lebte mit seiner Mutter, ihrem Ehemann und deren beider Kinder zusammen. Sie wohnten in Eschberg, wo auch Elias geboren war. Hier gab es die Geschlechter der Lampater und der Alder, die beide von Inzuchtschäden gezeichnet waren. Typisch sei der störrische Charakter der Eschberger Bevölkerung gewesen.
Elias Alder war kein normales Kind. Sein Gehör war außerordentlich. Elias konnte Geräusche wahrnehmen, die sich viele nicht einmal hätten erträumen lassen. Durch diese Gabe war es ihm später vorbehalten, die Stimmen der Eschberger zu imitieren und auf wundervolle Weise zu musizieren. Elias hatte eine gelbe Augenfarbe, diese führte zu dem fiesen Spitznamen „Gelbseich“. Sein früher (Bart-)Wuchs und die tiefe Stimme, bereits im Kindesalter, machten den meisten Bewohnern in Eschberg, einschließlich des Seff´s und der Seffin, große Angst. Deswegen sperrten die Beiden den Elias ständig in seinen Gaden1. Er wurde meist von den anderen Kindern gehänselt und ausgeschlossen. Nur Eines hielt zum Elias, es war sein Cousin Peter. Er wurde fünf Tage nach Elias geboren und mit ihm zusammen getauft. Peter war der Einzige, der den Elias wegen seiner Eigenarten nicht mied. Eher im Gegenteil, er suchte den Kontakt zu Elias und daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Später empfand Peter jedoch mehr für Elias. Er liebte ihn und war eifersüchtig auf seine eigene Schwester Elsbeth. Peter wird Elias´ Balgtreter, als dieser mit dem Orgeln begann. Elias wirkte wie magisch angezogen von den Orgeltönen. Er schlich sich daher nachts in die Kirche und begann zu musizieren, obwohl er es nie zuvor gelernt hatte. Sein Orgelspiel wird später hunderte von Menschen verzaubern. Als der Oskar starb, übernahm Elias seinen Platz als Dorflehrer und Organist. Er erreichte so eine angesehene Stellung in Eschberg. Elias wartete stets darauf Elsbeth zur Frau zu nehmen. Dies blieb ihm jedoch verwehrt, da sie den Lukas zum Mann nahm. Diese Hochzeit war von Peter geplant, da er die selbige zwischen Elias und seiner Schwester verhindern wollte. Durch diese Wendung wird Elias zu einem Anderen. Er beginnt an Gott und seine Fügung zu zweifeln. Weshalb habe Gott ihm so früh gezeigt, was Liebe ist und wie sie sich anfühlt? Habe Elias gezeigt, wem seine Liebe gebührt und sie ihm dann doch entwendet. Er bezeichnete Gott als ein Ungott und verachtete ihn für dieses Verbrechen an sich. Gott erscheint ihm daraufhin als ein nabelloses Kind in der Kirche Eschbergs. Nach dieser Nacht erscheint Goller, ein musikalischer Mann, der die Orgeln des Landes registrieren möchte. Dieser hört das Genie des Elias und lädt sofort zum Orgelfest ein. Peter und Elias erscheinen zum Fest und Elias begeistert die Massen mit dem Stück „Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“. Er wird zum Sieger ernannt, jedoch wird dies nichts mehr an seinem Schicksal ändern. Noch in derselben Nacht brechen Peter und Elias zurück nach Eschberg auf. Kurz vor Eschberg macht Elias an dem wasserverschliffenen Stein halt. Sein letzter Wunsch war es zu lieben. Elsbeth vollkommen zu lieben, so wie sie es verdient hatte. Dies sei ihm am Orgelfest in den Sinn gekommen. Er habe Elsbeth bis dahin nur halbherzig lieb gehabt. Ab da an wollte Elias nie mehr schlafen, denn der Schlaf war des Todes Bruder und wer tot ist, der liebt nicht. Peter musste ihm schwören niemandem davon zu erzählen, dass Elias sich bei diesem Stein aufhielte. Er musste schweigen, so wie Elias damals schwieg, als Peter das Dorf anzündete. Peter war die folgenden Tage Zeuge eines qualvollen Selbstmordes des Johannes Elias Alders. Dieser starb am 9. September 1825 im Alter von zweiundzwanzig Jahren an den Tollkirschen die er aß, um wach zu bleiben. Sein Leben endete vor seiner Zeit. Peter begrub den Leichnam seines Freundes und fand so endlich seinen Frieden.
2. Begriffe
Gaden1: ein Raum
Kurzwaren: Gegenstände zum Nähen
Spezereien: Gewürze
Deichsel: Zugvorrichtung eines gezogenen Fahrzeugs
Rorate: Weihnachtliche Messfeiern in der Kirche
3. Fragen
- Weshalb ist die Agathe Alder zwischenzeitlich ohne Lebensmut?
- Welchen Grund für die Handlung hatte der Ohnmachtsanfall von Elsbeth in Elias´ Armen?
4. Figuren
Johannes Elias Alder:
Elias spielt Hauptperson in dem Roman. Die gesamte Handlung findet während seiner Lebzeit zwischen den Jahren 1803 und 1825 statt. In seiner Zeit als Lehrer behandelt er vor allem die armen Kinder herzensgut. Anstatt sie auszupeitschen gab er ihnen Lebensmittel mit nach Hause. Elias suchte stets nach einem musikalischen Talent, wusste von seinem eigenen jedoch nichts. Er war ein Genius, dessen Talent niemals entdeckt wurde. Seine Liebe zu Elsbeth war unglaublich und deshalb auch sein Todesurteil, das er selbst unterzeichnete. Er wusste von der Liebe des Peters, erwiderte diese jedoch nie.
Peter Elias:
Peters Charakter ist von Aggressivität geprägt. Er quälte Tiere und machte sich über die ehemalige Prostituierte Burga lustig. Außerdem entfachte er ein Feuer und brachte so das gesamte Dorf zum brennen. Erst nach Elias´ Tot findet Peter zum Guten. Fortan behandelt er seine Tiere gut und wird zum Gemeinevorsteher ernannt. Peter erlangt Ansehen in Eschberg. Seine Liebe zu Elias bleibt ihm bis zum Tod, da er auch nie geheiratet hat.
Elsbeth:
Elsbeth kommt aus einfachen Verhältnissen. Ihre Familie ist nicht sonderlich reich. Sie fertigt kunstvolle Handarbeiten an, um diese in Götzberg zu verkaufen. Das Geld muss sie zwar dem Peter geben, doch das Lob der Käufer ist ihr Lohn genug. Elsbeth fühlt sich, gleichsam wie Elias, zu ihm hingezogen. Sie glaubt jedoch nicht, dass Elias diese Gefühle erwidert und heiratet stattdessen den Lukas. Auch viele Jahre nach Elias´ Tod denkt Elsbeth noch oft an ihn und berichtet sogar ihren vielen Kindern von diesem geniehaften Menschen.
Agathe Alder:
Agathe Alder ist Elias´ Mutter. Sie wird auch Seffin genannt, da ihr Ehemann der Seff war. Bei Elias´ Geburt ist sie erst einundzwanzig Jahre alt und gebärt unter enormen Schmerzen. Als würde das Kind nicht aus dem Leib zur Welt kommen wollen. In Elias´ Kindesalter schämte sich die Seffin sehr für seine Eigenarten. Einige Zeit lang verliert sie sogar jeglichen Lebensmut. Erst als Elias´ Erfolg als Organist einsetzt, beginnt sie ihn zu akzeptieren.
Seff Alder:
Der Seff Alder ist von ruhiger und verschlossener Person. Elias wusste von dem gemeinschaftlichen Mord, doch er verriet seinen Vater niemals. Dieser hatte ein solch schlechtes Gewissen bis er eines Tages all seinen Mut zusammen nahm, um es dem Elias zu erklären. Später erlitt Seff einen schweren Schlaganfall und war von da an zur Hälfte des Körpers gelähmt.
Kurat Elias Benzer:
Kurat Benzer ist Elias´ leiblicher Vater. Er verließ Eschberg früh und so lernte ihn Elias nie kennen. Kurat war ein geistlicher Mann der Kirche, befolgte die ihm zu geltenden Regeln jedoch nicht besonders. Er berichtete oft stolz von der letzten Hexenverbrennung in der Gegend, die er selbst gesehen hatte.
5. Buchbesprechung
Der Roman „Schlafes Bruder“ handelt von einer sehr traurigen Geschichte des Johannes Elias Alder. Seine Liebe zu Elsbeth beginnt schon in ihrem ungeborenen Dasein und endet dramatisch durch den ihm gewollten Tod. Elias ist der festen Überzeugung, dass es Gottes Willen war, ihn und Elsbeth zusammen zu bringen. Eine zerreißende Liebe des Elias´ die im traurigen Selbstmord endet.
Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert und übermittelt damalige Werte- und Normvorstellung sehr anschaulich. Es passieren viele mystische, oft surreal wirkende Vorkommnisse, die dies verstärken. Der Roman eignet sich hervorragend als Schullektüre, da sie einen subjektiven Einblick in diese vergangene Zeit vermittelt. Die im Buch verwendete Sprache gleicht sich mit derjenigen, die die Menschen damals verwendeten. Anfangs ist diese eher ungewohnt und es fällt schwer in das Buch einzusteigen, doch man gewöhnt sich schnell daran und empfindet die Sprache und Schreibweise als angenehm. Das gesamte Geschehen wirkt glaubwürdig, ebenso wie die vorkommenden Personen im Buch. Lediglich einzelne Szenen wirken anormal, jedoch für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen. Auf nicht allzu sentimentaler Weise wurde die Liebe dreier Menschen beschrieben. Der Lebensweg des Elias ist hart und sein Selbstmord traurig und qualvoll, wie sein ganzes Leben es war. Es ist schrecklich mit anzusehen, dass Peter jegliches Glück für Elias, aus Eifersucht, vernichtet. Nach Elias´ Tod wird diesem allmählich klar, was er mit seinem Verhalten angerichtet hat, und er ändert sein eigenes Leben von Grund auf.