Deutsch Klausur

  • Liebe Community,

    Ich bin jetzt in der 11ten Klasse und wir behandeln gerade das Thema Kurzgeschichten. Wir hatten die Aufgabe eine Kurzgeschichte über drei Bildmotive zu schreiben.

    Meine Bildmotive sind : Hemden , Fenster , Teller

    diese Bildmotive sollten eine wichtige Rolle in der Geschichte einnehmen und die Handlung vorantreiben.

    Da ich ehrlich gesagt nicht so der beste im schreiben von Kurzgeschichten bin,
    wollte ich fragen ob jemand von euch, der gut in Deutsch ist, vielleicht so nett wäre und noch mal über meine Kurzgeschichte drüber lesen könnte...

    Wäre echt super nett und bin auch für Kritik offen.

    Wir haben eine Liste von Kriterien bekommen:

    1.Drei Bildmotive sind erkennbar eingearbeitet.
    2.Die Bildmotive sind bedeutsam für die Handlung.
    3. Das / Die literarische/n Motiv(e) sind deutlich zu erkennen.


    4.HP und WP fallen kurz vor Schluss zusammen
    5.Der Umfang des Textes entspricht der Textsorte.
    6.Der Text beginnt unvermittelt.
    7.Und hat ein offenes Ende.
    8.Das Geschehen ist auf einen Augenblick verdichtet der für die Figur bedeutsam ist.
    9.Die Zeitgestaltung ( Raffung , Dehnung ) des Textes ist ausgewogen und wirkt als gestalterisches Mittel
    10.Die Chronologie der Ereignisse wurde sinvoll gelöst.


    11. Sprache ist dem Geschehen angemessen
    12. Es werden sprachliche Mittel verwedent ( Verweis, Mehrdeutigkeit, Metapher, Vergleich ... )


    13. Der Handlungsverlauf ist in sich schlüssig
    14. Der Spannungsbogen steigert sich hin zum HP/WP
    15. Der Schluss bereitet dem Leser eine Überraschung
    16. Die Gestaltung von Figuren ist differenziert, charakteristische Merkmale werden vermittelt
    17. Beziehungen zwischen Figuren werden verdeutlicht
    18. Der Handlungsort ist klar erkennbar


    Wäre Suuuuuuuuuuuuper nett wenn sich einer die Mühe macht und die Geschichte anhand der vorliegenden Kriterien zu beurteilen ...

    Hier mein Text:

    Geschichte

    Die eine Seite meines Schrankes war gefüllt mit hellen und bunten Hemden, die andere Seite mit dunklen und schwarzen Hemden. Meine Hand schweifte in Richtung der dunklen Hemden. Die Farbe schwarz zog mich diesen Winter magischer an denn je. Der Sommer war vorbei und der dunkle kalte Winter färbte auf mich ab. Die Art wie ich mich kleidete, repräsentierte meine derzeitige Lage. In letzter Zeit verlief mein Leben nicht gerade reibungslos. Meine Frau starb bei einem Autounfall und mein Arbeitgeber kündigte mir meinen Arbeitsplatz, worauf ich in eine zwei Zimmer Wohnung umziehen musste. Die Wohnung war bereits bei meinem Einzug schwer verkommen. Drei von vier Fenstern waren bereits zerstört und ich hatte nicht genügend Geld, um sie zu reparieren. Es blieb mir lediglich ein Fenster, welches mir den Schutz vor der Kälte bot, den ich zum überleben brauchte. Es verging keine Sekunde an den ich nicht an meine Frau denken musste. Seit meine Frau tot ist lebe ich allein und zurückgezogen. Ich verlasse die Wohnung nur noch wenn ich mir etwas zu Essen kaufen muss. Ich bemühe mich auch um keinen Arbeitsplatz mehr da meine Mutivation zu arbeiten, oder überhaupt etwas aus meinem Leben zu gestalten, mit dem Tod meiner Frau verblich und nun auf Arbeitslosengeld angewiesen bin. Wie gewöhnlich für diese Jahreszeit, zog ein mächtiges Unwetter auf. Es begann zu stürmen. Blitz und Donner schlugen wie wild um sich. Um mir Gewissheit zu verschaffen, zählte ich den Abstand zwischen Blitz und Donner. Bei zwanzig angekommen, hörte ich auf zu zählen und wog mich bereits in Sicherheit, aber es war noch nicht vorbei. Die dunklen Wolken schoben sich zusammen und ließen eine Hagelfront über meinen Haus nieder. Der Hagel brach, durch die zerstörten Fenster, in meine Wohnung ein. Er prasselte auf mein Dach nieder und gegen mein letztes Fenster. Das Fenster zerbrach und ich begann zu schwanken. Ich klammerte mich verzweifelt an meinen Küchenschrank. Plötzlich jedoch gab die Schranktür nach und ließ mich samt des Hochzeitgeschirrs meiner Frau und mir, zu Boden gehen. Da lag ich nun, umgeben von den Scherben meiner Vergangenheit. Alles was mir Zuversicht bescherte und mir wichtig war war nun zerstört. Unser Hochzeitsgeschirr, welches mich in Zeiten der Trauer und Depressionen, aufatmen ließ und mich an die glückliche Zeit mit meiner Frau erinnerte war zerstört. Nun wo auch das mir letzte schützende Fenster zerbrach, endete ich zitternd am Boden. Letztendlich brach die Kälte ein und überkam mich. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich mein Leben an mir vorbeiziehen und erlebte nocheinmal die glücklichen und die traurigen Momente. Ich sah meine Frau und mich, wie wir an einen wunderschönen Tag draußen im Freien saßen. Wir waren farbenfroh gekleidet und strahlten eine solche Wärme aus, das es mir ein zufriedenes lächeln auf ins Gesicht zauberte. Ich fasste den Entschluss, dass es nun vorbei ist, was ich doch nun zu tiefst bedauerte nun ein Leben in Einklang mit mir selbst möglich gewesen wäre.
    487 Wörter


    Vielen Dank ;)))))))

  • Hey Ilrookie,
    ich geh zunächst mal auf die Kriterien ein:


    1.Drei Bildmotive sind erkennbar eingearbeitet.
    Das ist erfüllt.

    2.Die Bildmotive sind bedeutsam für die Handlung.
    Die Fenster sind bedeutend, die Teller auch. Was ist mit den Hemden? Das Motiv finde ich zu dürftig ausgearbeitet. Eventuell ersetzt du im letzten Teil die „farbenfrohe Kleidung“ durch ein buntes Hemd.
    Oder Alternativ: Die Person kann keines ihrer Hemden mehr tragen, weil er jedes Mal an seine Frau erinnert wird, die ihm diese für die Arbeit immer liebevoll bügelte und zu Recht legte. Darum läuft er nun nur noch im Jogginganzug rum und findet keinen Job mehr.


    3. Das / Die literarische/n Motiv(e) sind deutlich zu erkennen.
    Ich finde das Motiv mit den Fenstern gut ausgearbeitet, die Teller als Symbol für die Hochzeit sind auch gut gewählt.
    Das Motiv mit den Hemden musst du ändern, die haben im Grunde so keine Bedeutung. Die verschiedenen Farben finde ich zu simpel für die 11. Klasse ;)


    4.HP und WP fallen kurz vor Schluss zusammen
    Das ist erfüllt.


    5. Der Umfang des Textes entspricht der Textsorte.
    Im Grunde sind das handschriftlich knapp 2 Seiten, oder? Ich würde sagen, das erfüllt das Minimum.


    6.Der Text beginnt unvermittelt.
    Ja

    7.Und hat ein offenes Ende.
    Ist das Ende denn offen? Im Grunde stirbt er ja. Wenn ihr dieses Kriterium erfüllen *müsst* würde ich noch was ändern.


    8.Das Geschehen ist auf einen Augenblick verdichtet der für die Figur bedeutsam ist.
    Sollte die Figur sterben oder in dem Moment einsehen, dass er sein Leben nicht einfach so aufgeben darf, finde ich auch das erfüllt.

    9.Die Zeitgestaltung ( Raffung , Dehnung ) des Textes ist ausgewogen und wirkt als gestalterisches Mittel
    Das finde ich eigentlich gut gelöst 


    10.Die Chronologie der Ereignisse wurde sinvoll gelöst.
    Ebenfalls

    11. Sprache ist dem Geschehen angemessen
    Man merkt, dass du einen gehobenen Sprachstil verwenden möchtest. Ich würde in diesem Fall, da der Text aus der Ich-Perspektive geschrieben wurde, vielleicht noch irgendwo einbauen, dass der Mann einen guten Job hatte / gebildet war etc. damit das besser passt.

    12. Es werden sprachliche Mittel verwedent ( Verweis, Mehrdeutigkeit, Metapher, Vergleich ... )
    Ich persönlich bin kein Freund davon, sprachliche Mittel zu häufen. Im Grunde hast du das aber durch die heruntergekommene Wohnung, das Gewitter etc. gut eingebaut.
    Man kann natürlich mehr hinzufügen wie
    Ich klammerte mich verzweifelt [wie ein Ertrinkender] an meinen Küchenschrank
    Aber ich würde es damit nicht überladen.

    13. Der Handlungsverlauf ist in sich schlüssig
    Ja

    14. Der Spannungsbogen steigert sich hin zum HP/WP
    Ja, auch das ist mit dem heranziehenden Gewitter gut gemacht.

    15. Der Schluss bereitet dem Leser eine Überraschung
    Nun, natürlich ist der Handlungsverlauf nicht super innovativ, aber ich würde das schon als ‚überraschendes’ Ende sehen.

    16. Die Gestaltung von Figuren ist differenziert, charakteristische Merkmale werden vermittelt
    Schwer, da du nur eine Person hast. Das ist aber relativ leicht auszubauen – die Hauptfigur könnte sich z.B. an bestimmte Charakterzüge seiner Frau erinnern oder kurz darüber nachdenken, dass er früher ein ordentlicher Mensch war, der niemals in eine solche Wohnung gezogen wäre…

    17. Beziehungen zwischen Figuren werden verdeutlicht
    Es kommt schon deutlich raus, wie glücklich der Erzähler in seiner Ehe war.

    18. Der Handlungsort ist klar erkennbar
    Ja

    Ansonsten würd ich dir noch den Tipp geben, dass du nicht unbedingt versuchen musst, einen besonders 'hochwertigen' Sprachstil zu erzielen.
    Das ist im Grunde nicht wichtig (auch, wenn das Schüler oft vermuten) und wirkt schnell gekünstelt.

  • Ich finde die Geschichte nicht besonders gut.

    1) In einer Kurzgeschichte gibt es meist einen personalen Erzähler, die Geschichte ist wie ein Bericht aus der Distanz geschrieben. Ein Ich-Erzähler (wie bei dir im Text) passt nicht so richtig.

    2) Du springst zwischen den Zeiten hin- und her: "Es blieb mir lediglich ein Fenster, welches mir den Schutz vor der Kälte bot, den ich zum überleben brauchte. Es verging keine Sekunde an den ich nicht an meine Frau denken musste. Seit meine Frau tot ist lebe ich allein und zurückgezogen. Ich verlasse die Wohnung nur noch wenn ich mir etwas zu Essen kaufen muss."

    Manchmal Gegenwart, manchmal Vergangenheit. Letztere würde aber besser zur Distanz passen.

    3) Erzählte Zeit und Erzählzeit passen nicht immer:

    "Es begann zu stürmen. Blitz und Donner schlugen wie wild um sich. Um mir Gewissheit zu verschaffen, zählte ich den Abstand zwischen Blitz und Donner. Bei zwanzig angekommen, hörte ich auf zu zählen..."

    Zwanzig Sekunden sind eine ziemlich lange Zeit. Da kann man nicht davon reden, dass Blitz und Donner wie wild um sich schlugen. Oder du hast einen unerklärlichen Zeitsprung in deiner Erzählung.

    4)
    Eine Kurzgeschichte ist idealerweise nach Hemingway's Iceberg Theory geschrieben, das bedeutet, dass nur ein kleiner Teil der Informationen direkt im Text stehen, während der größte Teil durch Lesen zwischen den Zeilen und Verknüpfen von Handlungen erschlossen werden muss.
    Das ist der wichtigste Punkt, den du überhaupt nicht beachtest: Du erklärst alles. Man braucht bei dir nichts mehr zwischen den Zeilen zu lesen, weil du meinst, dem Leser alles haarklein deuten zu müssen, etwa hier:

    " Seit meine Frau tot ist lebe ich allein und zurückgezogen. Ich verlasse die Wohnung nur noch wenn ich mir etwas zu Essen kaufen muss. Ich bemühe mich auch um keinen Arbeitsplatz mehr da meine Mutivation zu arbeiten, oder überhaupt etwas aus meinem Leben zu gestalten, mit dem Tod meiner Frau verblich und nun auf Arbeitslosengeld angewiesen bin."

    oder

    "Da lag ich nun, umgeben von den Scherben meiner Vergangenheit. Alles was mir Zuversicht bescherte und mir wichtig war war nun zerstört. Unser Hochzeitsgeschirr, welches mich in Zeiten der Trauer und Depressionen, aufatmen ließ und mich an die glückliche Zeit mit meiner Frau erinnerte war zerstört."

    Das klingt wie eine psychologische Selbstanalyse des Ich-Erzählers. Was kann man jetzt noch als Leser anders verstehen oder missverstehen? Es wird alles vorgegeben. Du gibst als Autor wörtlich an, wie du das Geschehen verstanden wissen willst.