Gedichtsinterpretation Blauer Abend in Berlin

  • Hey Hausaufgaben-Forum-User!
    Bin ganz neu hier und hoffe alles funktioniert :D
    hab ein problem mit meinen Hausaufgaben, wir schreiben demnächst eine Klausur über Lyrikinterpretation und ich bin noch nicht sehr geübt... ich hab es jetzt mal mit dem Sonett "Blauer Abend in Berlin" versucht.
    Bitte helft mir!
    Könnt ihr mir vielleicht eine kurze Rückmeldung geben, ob das gut oder schlecht ist und was ich besser machen kann? Schonmal danke im voraus :razz:
    Ich hoffe ich habe dann bald mal ne Erkenntnis wie das funktioniert.. :idea:
    Dankedankedanke :lol:
    JulShi


    „Blauer Abend in Berlin“, Oskar Loerke

    Das Sonett “Blauer Abend in Berlin“ von Oskar Loerke wurde 1911 geschrieben und handelt von der Vergewaltigung der Natur durch den Menschen, welche durch den Vergleich von Berlin und einer Unterwasserwelt beschrieben wird.

    Das Gedicht ist inhaltlich aufgeteilt, im ersten Teil von Zeile 1-6 wird die Stadt betrachtet und beschrieben, im zweiten Teil wird die Menschheit genauer betrachtet. Der Erzähler nimmt die Rolle des Beobachters an, in der ersten Strophe betrachtet er den Himmel von der Straße oder dem Kanal aus in den restlichen Strophen hat er eine umfassende Sicht.
    In der ersten Strophe geht es um den Himmel, der teilweise die Natur verkörpert, welcher gefangen in den Schluchten der Stadt „fließt“ (Z.#).
    Die zweite Strophe thematisiert die Menschen, die sehr eng zusammen leben („stauen“ Z.#) und von besseren Orten und Dingen träumen (später mehr dazu),
    In der darauffolgenden Strophe erzählt das lyrische Ich von der Sehnsucht nach der Natur und der Freiheit, die sich die Menschheit ersehnt. Er schreibt, dass sich alles Leben beugen muss und höhere Mächte ins Spiel kommen.
    In Strophe vier werden diese auch erneut beschrieben, in dem Fall durch die Metapher einer großen Wellenhand.

    In der ersten von vier Strophen vergleicht das lyrische Ich den Himmel mit Freiheit und Natur und beschreibt steinerne Kanäle (Z.#), die von den Menschen „steilrecht ausgehauen“ (Z.#) sind, in welchen der Himmel „fließt“ (Z.#). Außerdem beschreibt er große Kuppeln und hohe Schlote, die wie Bojen und Pfähle als Anhaltspunkte in der riesigen, unübersichtlichen Stadt scheinen.

    In der zweiten Strophe bestätigt das lyrische Ich dem Leser durch die ersten beiden Worte „Im Wasser.“ Und den Vergleich von „schwarzen Essendämpfen“ mit „Wasserpflanzen“, dass es sich um eine Unterwasserwelt handelt.
    Außerdem erzählt er vom Leben, das sich am Grunde „staut“ (Z.#), welches die vielen Menschen in den Straßen darstellen soll. Diese beginnen „sacht vom Himmel zu erzählen“, was bedeutet, dass die Menschen von der Freiheit träumen und sich die Natur, die sie durch die eigene Stadt eingemauert haben, zurückwünschen.

    In der dritten Strophe kommt der Satz „Gemengt, entwirrt nach blauen Melodien“ (Z.#) auf, welcher eine Anspielung auf den Abend, wie auch im Titel „Blauer Abend in Berlin“, sein könnte. Außerdem drückt es auch eine gewisse Melancholie der Menschen aus die sich vergeblich nach der Natur sehnen.

    In der vierten Strophe wird durch eine Aufzählung mehrerer Verben die Willenlosigkeit der Menschheit dargestellt, welche durch höhere Mächte, hier als große Wellenhand dargestellt, gelenkt wird. Durch den Vergleich von den Menschen mit grobem, bunten Sand beschreibt Oskar Loerke durch das Wort bunt, das Individuum jedes einzelnen Menschens, der jedoch als einzelnes Sandkorn in einer riesigen Menge seinesgleichen untergeht.
    Man kann das „Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen“ (Z.12) und das „linde Spiel der großen Wellenhand“ (Z.14) als versöhnlich und entspannend interpretieren, als ob man sich auch einfach mal in der großen Menge treiben lassen kann.

    Die Stimmung ist anfangs sehr düster, hart und kritisierend durch Wörter wie „steinern“ (Z.1), „schwelen“ (Z.5), ... wird dieser Eindruck auch noch verstärkt. Jedoch bessert sich die Stimmung bis zum Ende hin und wirkt freundlich und versöhnlich durch Wörter wie z.B. „lind“ (Z.14),...
    Insgesamt ist die Stimmung aber eher kritisch.

    Bilder sind im Text einige zu finden, auffällig waren z.B. das Bild in Zeile 1+2. Das lyrische Ich beschreibt dort steinerne Kanäle, welche steilrecht ausgehauen sind. Damit meint er die Straßenschluchten Berlins, die soweit hinaus reichen, dass sogar der Himmel darin „fließen“ kann.
    Ein außerdem noch sehr auffälliges Bild ist in Zeile 4 der Vergleich „Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen“. Diese Arten von Bojen können als Anhaltspunkte in dem riesigen Durcheinander des gedrängten und gesteuerten Stadtlebens dienen. In Zeile 13 ist auch noch ein Bild beschrieben; es wird gesagt, dass Menschen wie grobe, bunte Sandkörner sind, individuell („bunt“) und doch sehr ähnlich („Sandkörner“)

    Auffällige Stilmittel sind einige vorhanden, erstens die Aufzählung in Zeile 12 („Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen“) und zweitens spielen Metaphern und Vergleiche eine große Rolle in dem Gedicht, durch welche die Wirkung der Unterwasserwelt in der Stadt erneut verstärkt wird, wie z.B. in Zeile 5-6, als das lyrische Ich die „schwarzen Essendämpfe“ mit „Wasserpflanzen“ vergleicht.
    Außerdem wird durch die Metapher „regt des Wassers Wille und Verstand“ in Zeile 10 eine höhere Macht dargestellt, welche die Menschen, in Zeile 10 als „Bodensatz und Tand“, in Zeile 13 als „grober, bunter Sand“ beschrieben, mit einer „großen Wellenhand“ (Z.14) steuern kann.

    „Blauer Abend in Berlin“ besteht aus 14 Versen. Es hat 4 Strophen , 2 Quartette und 2 Terzette. Das Metrum des Gedichts ist ein Jambus mit weiblichen Kadenzen, das Reimschema ist: abba, cddc, eff, eff
    Was auffällt, ist, das Oskar Loerke den Anfang seiner Zeilen immer groß geschrieben hat, egal ob es ein Satzanfang ist oder nicht.
    Die Sprache des Gedichts ist sehr verschleiert und verwirrend. Den wirklichen Sinn versteht man normalerweise erst nach dem zweiten lesen.

    Insgesamt wirkt das Gedicht sehr düster und kritisch, es betrachtet die Stadt von verschiedenen Standpunkten. Es regt zum Nachdenken an, das es auch etwas mit der Umweltverschmutzung - das momentan große Problem der Menschen, und der Unterdrückung und Vergewaltigung der Natur zu tun hat.
    Das Gedicht stammt aus der Zeit des Expressionismus, es wurde nach dem Kaiserreich verfasst und da es zu der Zeit noch keine Umweltschutzregeln und ähnliches gab, war die Naturverdrängung natürlich auch ein Thema.


    P.S.: Sorry sind nicht alle Zeilenangaben dabei :)

  • Bei einem Text dieser Länge solltest du ein bis zwei Tage wartezeit einrechnen, da alle hier sowas auch nur in ihrer Freizeit machen.

    Fehler, Ausdruck, Erklärung nötig
    Keine Korrekturen per Privatnachricht.

  • Oskar Loerke: Blauer Abend in Berlin (1911)

    01 Der Himmel fließt in steinernen Kanälen;
    02 Denn zu Kanälen steilrecht ausgehauen
    03 Sind alle Straßen, voll vom Himmelblauen;
    04 Und Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen

    05 Im Wasser. Schwarze Essendämpfe schwelen
    06 Und sind wie Wasserpflanzen anzuschauen.
    07 Die Leben, die sich ganz am Grunde stauen,
    08 Beginnen sacht vom Himmel zu erzählen,

    09 Gemengt, entwirrt nach blauen Melodien.
    10 Wie eines Wassers Bodensatz und Tand
    11 regt sie des Wassers Wille und Verstand

    12 Im Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen.
    13 Die Menschen sind wie grober bunter Sand
    14 Im linden Spiel der großen Wellenhand.



    Ich hatte das Bedürfnis, deiner Interpretation den Primärtext voranzustellen. Es fällt auf, dass du keine Inhaltsangabe gemacht hast. Ich habe deine Interpetation leicht umgestellt, denn die formalen Aspekte sollte m.E. weiter oben stehen. Den Satz "Die Sprache des Gedichts ist sehr verschleiert und verwirrend. Den wirklichen Sinn versteht man normalerweise erst nach dem zweiten lesen" habe ich dabei gleich ganz weggelassen (hat in einer Interpetation nichts zu suchen).

  • Das Gedicht stammt aus der Zeit des Expressionismus, es wurde nach dem Kaiserreich verfasst und da es zu der Zeit noch keine Umweltschutzregeln und ähnliches gab, war die Naturverdrängung natürlich auch ein Thema.

    Aber auch mit Umstellung und mit Kenntnis des Gedichtes versteht man bei dir fast nichts. "Es wurde nach dem Kaiserreich verfasst" ?????? 1918 hat der letzte deutsche Kaiser abgedankt. Was soll denn 1911 für eine Staatsform gewesen sein?

    "Es regt zum Nachdenken an, das es auch etwas mit der Umweltverschmutzung - das momentan große Problem der Menschen, und der Unterdrückung und Vergewaltigung der Natur zu tun hat" - Um Naturschutz und Umweltverschmutzung geht es in dem Gedicht doch gar nicht. Du kannst nicht das "momentan große Problem der Menschen" auf ein Gedicht von vor hundert Jahren beziehen.

    "...handelt von der Vergewaltigung der Natur durch den Menschen, welche durch den Vergleich von Berlin und einer Unterwasserwelt beschrieben wird" - Wie kann man denn eine Vergewaltigung durch einen Vergleich beschreiben? Heißt es nicht Vergleich MIT etwas?

    Manchmal schreibst du etwas von einem Erzähler, manchmal von einem lyrischen Ich. Ist das dasselbe?

    Du gehst nicht auf die Fromstrenge und die Zweiteilung des Sonetts ein. Und bei den Stilmitteln fallen natürlich die Enjambements sofort auf. Die Reime sind unterschiedlich.

    Die Bilder werden von dir kaum gedeutet, und wenn, dann nicht richtig. Ich lese da viel von Himmel und Wasser.

    Was bedeutet es denn, wenn später "höhere Mächte" ins Spiel kommen?

  • Ich habe das Gedicht gelesen und denke, er vergleicht die Stadt mit dem Meer. Am Ende sagt er, dass alle Stradtbewohner nur ein Spielball des Meeres sind.

  • Hey julshi und auch alle anderen user ich hab nicht alle beiträge gelesen und auch nicht die ganze analyse ich muss gerade genau zu dem gedicht eine analyse schreiben. MIr ist aufgefallen, dass du total viele sachen benutzt, die wir noch garnicht hatten. Trotzdem ist mir aufgefallen, dass du geschrieben hast, das gedicht wurde im Jahre 1911 geschrieben. Falsch. Es ist im Jahr 1911 publiziert worden. Das heißt ein Verlag hat es in dem jahr herausgegeben.