Hausarbeit: Symbolik in Ibn Fadlans Reisebericht

  • Hallo,
    ich wollte mal fragen, ob sich jemand vielleicht mit der Symbolik in Ibn Fadlans Reisebericht auskennt? Ich muss eine Hausarbeit zu der von Ibn Fadlan beschriebenen Totenzeromonie bzw. zum Häuptlingsbegräbnis verfassen. Der Text soll analysiert werden und vorallem sollen die Symbole im Text entschlüsselt werden. Vielleicht hat ja der ein oder andere einen Tipp, eine Anregung oder kennt Literatur, die sich zur Analyse eignet etc. und kann ein paar Symbole entschlüßeln?! Ich wäre Euch sehr dankbar :)

    Hier mal der zu analysierende Text:

    Es wurde mir ständig erzählt, daß wenn einer ihrer Häuptlinge stürbe, viele Dinge passieren würden, wovon die Leichenverbrennung das mindeste war. Ich war deshalb sehr daran interessiert etwas genaueres darüber zu erfahren. Eines Tages bekam ich davon zu hören, daß ein angesehener Mann unter ihnen gestorben war. Sie legten ihn in ein Grab und deckten dieses für 10 Tage zu, bis sie mit dem Zuschneiden und Nähen der Leichenkleider fertig waren.

    Dies ging auf folgender Art und Weise vonstatten. Für den Armen unter ihnen machten sie ein kleines Schiff, legten ihn hinein und verbrannten es. Aber wenn es um einen Reichen unter ihnen ging, so sammelten sie sein ganzes Vermögen und teilten dieses in drei gleichgroße Teile. Ein Drittel geht zu seiner Familie, für das zweite Drittel machten sie die Leichenkleider für ihn und für das letzte Drittel brauten sie Nabid (wahrscheinlich nordisches Bier), welches getrunken wird, wenn seine Sklavin sich für ihn tötet und mit ihrem Herrn verbrannt wird. Die Rus sind ganz dem Nabid verfallen, welchen sie Tag und Nacht trinken. Oft geschieht es, daß einer von ihnen mit dem Becher in der Hand stirbt.

    Wenn ein Häuptling unter ihnen tot ist, so sagt seine Familie zu seinen Sklavinnen und Dienern: "Wer von euch möchte mit ihm sterben?" Eine von denen antwortete: "Ich." Da bekamen zwei andere Sklavinnen den Auftrag sie zu bewachen, wo sie stand und wohin sie ging und es geschah das sie mit ihren eigenen Händen ihr die Füße wuschen. So begannen sie und nahmen sich der hinterbliebenen Dinge des Toten an, um die Kleider für den Toten zu nähen und machten alles fertig, wie es sein sollte. Aber die Sklavinnen tranken und sangen jeden Tag in einer Freude, als ob sich etwas glückliches in naher Zukunft ankündige.

    Als der Tag kam, an dem er und seine Sklavin verbrannt werden sollten, ging ich zum Flußufer, wo sein Schiff lag. Dies war an Land hochgezogen und wurde durch vier Stützen aus Birkenholz oder anderen Holzarten aufrechtgehalten. Weiter war etwas aufgebaut, was wie ein großes Lager oder Magazin aus Holz aussah. Das Schiff wurde dorthin gezogen und an das Holzgestell angebracht. Und das Volk lief hin und her und sie sprachen eine Sprache die ich nicht verstand, während der Tote noch in seinem Grabe lag. Sie hatten ihn noch nicht aus dem Grab herausgenommen.

    So kamen sie mit einer Bank und setzten sie auf das Schiff und bedeckten sie mit Teppichen mit byzantinischem Dibag (bemalter Seidenstoff) und mit Kissen aus byzantinischem Dibag. Nun kam eine alte Frau, welche der Todesengel genannt wurde und sie breitete die Teppiche über die Bank aus. Sie stand vor den Kleidern für den Toten und vor dem Gestell für die Leiche. Das ist auch sie, welche die Mädchen tötet (Sklavinnen). Ich sah, das sie eine alte, riesengroße Frau, dick und düster vom Aussehen her war.

    Als sie zu seinem Grab kamen, nahmen sie die gesamte Erde weg vom Holz und danach entfernten sie das gesamte Holz. Und so zogen sie von ihm die Kleider, in welchen der Tote war. Ich möchte bemerken, das er ganz schwarz aufgrund der Kälte im Lande geworden war. Im Grabe zusammen mit ihm, hatten sie Bier, Früchte und eine Mandoline hineingelegt. Und all dies taten sie nun aus dem Grab. Der Tote roch merkwürdigerweiße überhaupt nicht und nichts hatte sich verändert an ihm, ausgenommen seiner Hautfarbe. So kleideten sie ihn mit Hosen, Überhosen, Stiefeln, Gürtel und einen Mantel aus Dibag mit Goldknöpfen dran. Sie setzten ihm eine Kappe aus Dibag und Zobelfell auf seinen Kopf und trugen ihn in das Zelt, was auf dem Schiff aufgestellt wurde. Dort setzten sie ihn auf den Teppich und stützten ihn mit Kissen.

    Dann kamen sie mit Nabid, Früchten und wohlriechenden Pflanzen und legten diese zu seinen Seiten nieder. Weiter kamen sie mit Brot, Fleisch und Zwiebeln. Und warfen es vor ihm hin. Dann kamen sie mit einem Hund und schnitten ihn in zwei Teile und warfen ihn ins Schiff. Danach kamen sie mit seinen Waffen und legten sie zu seinen Seiten nieder. Dann nahmen sie zwei Pferde und trieben sie solange bis sie schweißnaß waren. Daraufhin hieben sie diese in Stücke mit ihren Schwertern und warfen das Fleisch in das Schiff. Genauso taten sie es mit zwei Kühen, auch diese hackten sie in Stücke und warfen das Fleisch ins Schiff. So kamen sie mit einem Hahn und einem Huhn, töteten diese und warfen diese auch aufs Schiff.

    Die Sklavin, welche getötet werden wollte, ging währenddessen hin und her. Sie ging in das eine oder das andere Zelt und der Herr des Zeltes hatte sexuellen Umgang mit ihr, während er sagte: "Sage dies zu deinem Herren: das habe ich getan aus Liebe zu Dir."

    Als es Freitag Nachmittag geworden war, nahmen sie die Sklavin mit zu einer Art Türrahmen. Sie setzte ihre Beine auf die Handflächen der Männer und kam so hoch, das sie über diesen Rahmen hinausragte und sagte etwas in deren Sprache. Danach ließen sie sie herunter. Aber kurz darauf hoben sie sie wieder hoch und sie machte dasselbe wie beim ersten mal. Endlich ließen sie sie wieder herunter um sie ein drittes mal hochzuheben und sie tat dasselbe wie beim ersten und beim zweiten mal. So reichten sie ihr eine Henne und sie schnitt dem Huhn den Kopf ab und warf es weg. Sie hoben die tote Henne auf und warfen sie in das Schiff. Da fragte ich den Übersetzer was sie gemacht hatte.

    Er antwortete: "Das erste mal als sie hoch gehoben wurde sagte sie: "Seht dort, ich sehe meinen Vater und meine Mutter dort sitzen!" Das zweite mal sagte sie: "Seht dort, ich sehe alle meine toten Verwandten dort sitzen!" Und beim dritten mal sagte sie: "Seht dort, ich sehe meinen Herrn im Paradies sitzen und das Paradies ist farbig und grün und zusammen mit meinem Herren sind Männer und junge Diener. Er ruft nach mir. Laßt mich zu ihm gehen!" Und so gingen sie mit ihr zum Schiff.

    Sie nahm zwei Armreifen von ihrem Arm und gab sie der alten Frau, welche der Todesengel genannt wurde und sie töten sollte. Dann nahm sie von sich zwei Achselringe und gab sie den Töchtern der Frau, welche der Todesengel genannt wurde. So führten sie sie hinauf zum Schiff, aber ließen sie nicht ins Zelt. Dann kamen Männer mit Schildern und Holzstäben. Und reichten ihr einen Becher mit Nabid. Sie sang darüber und trank den Becher aus.

    Der Übersetzer sagte zu mir: "Nun nimmt sie Abschied von ihren Freundinnen." Und so wurde ihr ein neuer Becher gereicht. Sie nahm ihn und trank diesen lange aus. Aber die alte Frau drängte sie, schnell auszutrinken, damit sie ins Zelt zu ihrem Herren gehen konnte. Da sah ich zu ihr und sie sah ganz verstört aus. Sie wollte in das Zelt hineingehen und steckte den Kopf ins Zelt, so daß sie zwischen dem Zelt und dem Schiff war. Aber da nahm die Frau ihren Kopf und zog ihn in das Zelt und die Frau ging ihr in das Zelt nach.

    Die Männer begannen da mit den Holzstäben gegen die Schilde zu schlagen, so das der Lärm die Schreie der Sklavin überdeckte, damit die anderen Mädchen nicht verängstigt würden und nicht mehr den Tod zusammen mit ihren Herrn suchen würden wollen, wenn die Zeit dafür kommt. Da gingen sechs Männer in das Zelt und sie nahmen sie nacheinander. Da lag sie neben ihren Toten Herren. Zwei hielten ihre Beine und zwei die Hände. Und die Frau welche der Todesengel hieß, legte einen Strick um ihren Hals und knüpfte die Enden in die entgegengesetzte Richtung, so daß zwei Männer daran ziehen konnten. So ging die Frau mit einem kleinen Dolch mit breitem Blatt und stach diesen zwischen die Rippen des Mädchens und zog ihn wieder heraus und die zwei Männer würgten sie mit dem Strick. So starb sie.

    Dann kamen die vom Volk, die mit dem Toten am nächsten verwandt waren zum Platz. Der Häuptlingssohn nahm ein Holzstück und zündete es an. So ging er rückwärts mit dem Rücken zum Schiff und das Gesicht zum Volk und hielt in der einen Hand das Holzstück während er die andere Hand hinter dem Rücken auf seinem Gesäß ruhte. Und er war nackt. Und auf diese Weise wurde überall Feuer unter dem Gestell, welches das Schiff stützte gelegt, nachdem sie die getötete Sklavin zur Seite ihres Herren gelegt hatten.

    Nun kam das Volk zum Platze mit Holz und jeder hatte ein Holzstückchen mit Feuer an der Spitze. Die warfen das Holz so unter das Schiff, das das Feuer nur so um sich griff. Erst brannte das Schiff und so das Zelt mit dem Mann und der Sklavin darinnen und alles was im Schiffe war. Danach kam ein kräftiger und fürchterlicher Wind, so daß die Flammen kräftiger wurden und das Feuer züngelte sehr weit dem Himmel empor.

    Zu meiner Seite stand ein Mann von den Rus und ich hörte ihn, wie er sich mit dem Übersetzer unterhielt. Ich fragte ihn dann, was er zu ihm gesagt hatte. Er antwortete: "Ihr Araber seit dumm." - Ich fragte: "Wieso das?" - Er sagte: "Den den ihr am meisten unter euch Menschen liebt und ehrt, werft ihr in die Erde wenn er tot ist, so daß die Erde, Kriechtier und Gewürm ihn verzehren kann. Wir dagegen brennen ihn hinauf in einem Augenblick, so geht er dann ins Paradies am selben Ort zur selben Stund." Und da begann er laut zu lachen.

    Als ich ihn genauer darüber fragte, sagte er: "Sein Herr in seiner Liebe hat den Wind gesendet, so daß er in einer Stunde hinweggetragen wird." Und dies geschah wirklich. Nicht mehr als eine Stunde und das Schiff und das Gesamte Holz und die Sklavin und ihr Herr und alles wurde zu Asche und Aschestaub!

    Endlich bauten sie da, wo das Schiff welches sie vom Ufer hochgezogen hatten stand, einen Hügel auf. Mitten auf diesem Hügel errichteten sie eine schwere Holzstütze aus Birkenholz. Auf diese schrieben sie den Namen des Mannes und den Namen Rus-König und so gingen sie ihres Weges."