was ist die bedeutung und was sind die grenzen bei zeitzeugenbefragungen?

  • ich habe eine hausaufgabe in geschichte bei der ich die grenzen und bedeutung von zeitzeugenbefragungen aufschreiben soll! ich bin mit meiner familie mitten im umzug und habe gestern abend nicht mitgedacht und mein geschichtsbuch in eine kiste gepackt die grade unterwegs ist =(
    kann mir hier jemand helfen?

    Danke =)

  • Na Zeitzeugen sollen dir einen Einblick gewähren, die ein Buch nicht unbedingt geben kann. Soll heißen, sie geben dir reelle Informationen, wie es sich angefühlt hat oder auch tatsächlich abgelaufen ist. Außerdem sorgen sie mit ihren Aussagen dafür, das wir manches aus unserer Geschichte nicht vergessen sollten und manchmal etwas Demut angebracht ist. Was die Grenzen anbelangt, ist das wohl das Alter. Finde welche, die noch Leben und berichten können

  • Ich stimme dem 1. Beitrag zu und möchte zu den Grenzen noch ergänzen, dass eine Zeitzeugenbefragung nicht nur zeitliche Grenzen hat (Alter), sondern, dass es dabei auch viele menschlich persönliche Hindernisse gibt. Man hat ja nicht nur ein geschichtliches Ereignis, sondern einen Menschen vor sich. Dieser wertet und ordnet seine Erlebnisse selber subjektiv ein. Dadurch erfährt man, wenn es gut läuft viele persönliche Erlebnisse, aber möglicherweise ist auch nicht alles was gesagt wird 100% faktisch richtig. Vielleicht wird übertrieben, untertrieben oder es werden Fakten weggelassen, derer sich der Zeitzeuge durchaus bewusst ist, die aber ein unschönes Verhalten vom Zeitzeugen preisgeben könnten. Oder es werden Sachen im Nachgang glorifiziert. Auch kann es sprachliche Grenzen geben. Als Deutscher jemanden aus Chile zu befragen, kann schwierig werden und Sprache verändert sich, ist manchmal an die Umgebung einer bestimmten sozialen Gruppe geknüpft. Und dann kann es sein, dass von etwas berichtet wird, was wir 100 Jahre später gar nicht mehr so verstehen oder als das verstehen, was tatsächlich gemeint ist.

    Auch kann es sein, dass der Zeitzeuge bereits Einschränkungen durch Erkrankungen hat, die sein Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Bei einer Befragung muss derjenige, der interviewt das alles berücksichtigen und kritisch reflektiert auswerten. Wenn du z.B jemanden aus der NS Zeit befragen willst, sind die meisten nicht nur schon längst tot, die die noch leben, werden dir ganz bestimmt nicht einfach so gerne alles von dem erzählen, was sie möglicherweise über KZ und Verfolgung gewusst haben. Es hat ganz viel mit Vertrauen zum Interviewpartner zu tun, ob sowas gelingt. Teilweise gibt es hohe persönliche Barrieren tatsächlich über etwas zu erzählen. Teilweise ist der Interviewte stark traumatisiert. Das alles beeinträchtigt/begrenzt die Möglichkeiten einer Zeitzeugenbefragung.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mysty (25. Januar 2018 um 10:37)

  • Zitat von Mysty

    Dieser wertet und ordnet seine Erlebnisse selber subjektiv ein. Dadurch erfährt man, wenn es gut läuft viele persönliche Erlebnisse, aber möglicherweise ist auch nicht alles was gesagt wird 100% faktisch richtig

    Geschichtsbücher unterliegen leider auch Zensuren. Weder bei Büchern noch Zeitzeuginnen oder Zeitzeugen können sich Interviewende sicher sein, ob nicht viel der allgemeinen Meinung (vorherrschenden Instanzen) angepasst wird.

    Beispielsweise kann ein Nazimann oder Hexenjäger Zeitzeuge sein, doch der wird dir was ganz anderes sagen und formulieren, als eine Zeitzeugin die den Holocaust oder Verhörfolter (Hexenprozesse) halbwegs überlebt hat - vorausgesetzt sie hat Vertrauen. Ansonsten wird sie schweigen oder Täterlügen wiederholen.

    Bei den alten die heute noch leben, sind 99% sehr wahrscheinlich MittäterInnen oder TäterInnen. Und die Firmen die Bücher zu damals herausbringen, werden geführt von Sympathisanten bzw. Enkeln oder Urenkeln dieser MittäterInnen und TäterInnen.

    Quellen dazu bieten Feministinnen an. Hannelore Schröder weist auf die Zensur ihrer Arbeiten hin.

    Von daher nimm lieber Abschied von einer "allgemeine Objektivität". Es kommt immer nur darauf an, auf welcher Seite du stehst.

  • Dem Problem mit der subjektiven Meinung kann man zumin ansatzweise entgehen durch befragung mehrer Zeitzeugen zu einem bestimmten historischen Ereignis. So hat man ein möglichst vielfältiges Bild. Ansonsten liegt die Grenze natürlich un erster Linie beim Alter. Zeitzeugen sind aufjeden Fall eine wichtige Quelle für die historische Forschung