Deutschmatura mündlich, Hilfestellung

  • Hallo allerseits!

    Folgende Themen bekam ich bei meiner Deutschmatura (Abitur in Österreich) zur schriftlichen Prüfung:

    http://www.salzburg.com/nachrichten/ko…genblick-50427/

    Bei der oben genannten Aufgabenstellung war von meinerseite eine kritische Analyse der Thesen und Argumente notwendig. Hier schrieb ich wie folgt:

    Der Autor schrieb, wir wären über Diktaturen erhaben. Dem ist nicht so, da, wie der Autor schon sagt, es in Ungarn gerade zu einer Demontage der Demokratie kommen könnte, da dort die rechte Fidesz-Partei unter Viktor Orban eine Verfassungsmehrheit im Parlament besitzt.

    Ausserdem schrieb der Autor, es gäbe keine Partei von Relevanz, die den Rassenhass und den völkischen Expansioniusmus so heftig in ihrem Programm führt wie einst die NSDAP. Hier stimmte ich auch nicht zu, da bereits die FPÖ, eine rechte Partei die unter anderem mit Wahlslogans wie "Daham (Daheim) statt Islam" propangiert und damit schon knapp 28% der Wähler erreicht.

    Ausserdem schrieb der Autor es wäre verfehlt, die Gechichtsbücher zuzuklappen, denn man dürfe nie vergessen, was zur NS-Besatzungszeit geschehen ist. Hier stimmte ich zu, betonte aber auch, dass duch die sog. "Nazikeule" die Meinungsfreiheit nicht untergraben werden dürfe. Als Beispielt führte ich Günter Grass mit seinem Gedicht "Was gesagt werden muss" an, der dafür als "Ewig Gestriger" und "Nazi" diffamiert wurde. Stattdessen solle man trotzdem mit Argumenten versuchen, die Gegenseite zu überzeugen, anstatt diese zum Schweigen zu bringen. Trotzdem müsse jedoch auch dafür gesorgt werden, dass es nie wieder eine Diktatur gibt.

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    Die zweite Arbeitsaufgabe war nur eine Zusammenfassung, ich denke nicht, dass diese zur mündlichen kommen wird.

    Der Ablauf der mündlichen Prüfung sieht vor, dass ich einen Textausschnitt unkorrigiert vorgelegt bekomme und dort mit den PrüferInnen über meine Argumente debattieren und diese Verteidigen muss.

    Meine Frage nun, da ich die schriftliche wahrscheinlich tief in den Sand gesetzt habe: Könnt Ihr mir weitere Argumente oder Gegenargumente liefern, mir Hilfestellung leisten oder mich sonst irgendwie mit Fragen und Thesen löchern, damit ich auf alles, was die Prüfer dort fragen könnten, vorbereitet bin?

    Danke!

  • Ich kann dir schreiben, wie ich es gemacht hätte: Am Anfang wäre ich mal kurz auf die Textform "Zeitungsartikel" eingegangen (Was ist ein "Standpunkt"? Was sind die Salzburger Nachrichten? Was ist der Anlass? Wer liest so was? Wo? usw.)

    Dann Wiedergabe des Aufbaus des Artikels (inklusive Argumentation). Und dann natürlich die Rhetorik. Ein Kommentar ist kein Argumentationstext.

    Koller bedient sich doch eines Tricks: An den Anfang stellt er die Erinnerung eines sog. "Zeitzeugen", eines anonymen SN-Lesers. Und diese Erinnerung (Demütigung einer Österreicherin durch die SA) wird zum Musterbeispiel für die Interpretation der geschichtlichen Ereignisse: in Österreich wurde einmarschiert, die Bürger gedemütigt, auf den Bürgersteigen gab es patriotische Aufschriften.

    Kein Wort von der Rolle Österreichs, davon, dass Hitler Österreicher war, vom sog. "Austrofaschismus", vom Schmerz über den Zerfall der k.u.k.-Monarchie und das "Restösterreich", über (und gerade in Salzburg) durchgeführte Abstimmungen, die sich mit weit über 90% für einen Zusammenschluss mit Deutschland aussprachen.

    Auf diese Weise gelingt es ihm auch im Rest seines Kommentars, Österreich fast komplett auszublenden. Ein Blick auf Ungarn, eine Anspielung auf Italien reichen dem Kommentator als Situationseinschätzung ganz Europas.

    Vor allem wirst du keine kritische Analyse der Thesen und Argumente machen können, ohne auf die Sprache und Bilder einzugehen (Bürste und Bonzen, Hitlerei, Geisteskrankheit, Gift, Karthago, usw.)

    Noch etwas: Ich würde an deiner Stelle darauf achten, wann ich die Vergangenheitsform und wann den Konjunktiv II benutze.

    Dein Text wirkt so, als hättest du eine Analyse noch nie geschrieben.